TÜRKEI: Richtlinien für schwule Dienstverweigerer werden gelockert
Für alle Männer im Alter zwischen 20 und 41 Jahren gilt in der Türkei die Wehrpflicht, das heisst, sie müssen zwischen sechs und zwölf Monate bei der Armee dienen. Nur Männer mit einer Behinderung, mit medizinischen Problemen oder Homosexuelle können sich von diesem Zwang entbinden lassen, doch dies führte auch zu einer ganzen Reihe an menschenverachtenden Praktiken, welchen man sich unterziehen musste, denn gerade letztere mussten beim Militär einen Beweis für ihre Homosexualität abliefern. So mussten sie sich unter anderem medizinischen Tests und Untersuchungen unterziehen. Dies bedeutete, dass sie unter anderem körperlich von Ärzten unter die Lupe genommen wurden, unter anderem auch im Analbereich, und manchmal mussten sie sogar Fotos als Beweis abliefern, welche sie beim Sex mit anderen Männern zeigen. Diese Richtlinien wurden nun aber gelockert.
Männer, welche aufgrund ihrer Homosexualität von der Wehrpflicht ausgenommen werden möchten, müssen sich zwar immer noch von einem Doktor untersuchen lassen, doch sie müssen nun nur noch eine Erklärung abgeben und ihre sexuelle Orientierung damit bestätigen. Aufgrund dessen werden die Ärzte dann entscheiden, ob jemand vom Militärdienst ausgenommen wird oder nicht. Im gleichen Zug gilt aber auch, dass ein schwuler Mann im Militär dienen darf, wenn er dies möchte, doch er muss seine Homosexualität geheim halten. Sollte sein Schwulsein aber während dem Dienst bekannt werden, dann droht ihm immer noch der Ausschluss aus der Armee.
Das türkische Militär teilt Homosexualität als „psychische Krankheit“ ein, und man ist der Meinung, dass sie durch ihre sexuelle Neigung den Militärbetrieb stören und die Schlagkraft der Armee minimieren. Doch trotz dieser nun bekannt gegebenen Vereinfachung gibt es auch Kritik. So wird die sexuelle Orientierung dieser Männer in ihren Dossiers aufgeführt, was gerade in der heutigen Situation, in welcher sich die Türkei derzeit befindet, zu Diskriminierungen führen könnte. So ist ungewiss, ob diese Dienstuntauglichkeit später nicht auch zu Problemen im Job oder bei anderen Belangen führen könnte, denn Homosexualität ist in der Türkei nach wie vor ein grosses Tabu und endet nicht selten in vollständiger Ausgrenzung durch die Familie und Freunde.