USA: Darf man einen queerfeindlichen Politiker outen?
Erst als Abgeordneter im Repräsentantenhaus, sitzt er nun seit 2003 als Senator für den Bundesstaat South Carolina im US-Kongress und seither hat der 70-jährige Republikaner Lindsey Graham gegen sämtliche Versuche gestimmt um queeren Menschen mehr Rechte zu zugestehen. So stimmte er bereits 1996, damals noch als Abgeordneter, für den Defense of Marriage Act, der die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau festschrieb, und auch 2022 sprach er sich noch dafür aus. 2006 stimmte er auch für eine Erweiterung der Verfassung, welche die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare verhindern soll.
Er betonte dabei jeweils seine Ansicht, dass für ihn nur die traditionelle Ehe in Frage komme, also jene zwischen Mann und Frau. Diese Institution sei schützenswert und eine Erweiterung der Verfassung würde dies möglich machen. Dies sei der einzige wirksame Weg um den wachsenden Trend unter Richtern zu brechen, welche die Ehe für alle vermehrt als Recht in der Verfassung definieren, erklärte Graham diesbezüglich. Als dann 2015 das Oberste Gericht die Ehe in den gesamten USA für gleichgeschlechtliche Paare öffnete, erklärte Graham, dass er mit dem Urteil zwar nicht einverstanden sei, dass er aber nicht glaube, dass eine Verfassungsänderung noch angebracht sei.
Da Lindsey Graham nie verheiratet war und auch keine Kinder hat, tauchten auch immer wieder Gerüchte über seine sexuelle Orientierung auf. Dies verneinte er öffentlich sowohl im Jahr 2010 wie auch 2018 und erklärte, dass er nie die Zeit dazu gefunden habe um die richtige Frau kennenzulernen, oder die richtige Frau sei nicht klug genug gewesen, um Zeit mit ihm verbringen zu wollen. In seinen Memoiren schreibt er aber von mehreren Frauen, welche er Zeit seines Lebens kennengelernt habe.
Nun haben diese Gerüchte um die sexuelle Orientierung des Senators aber gerade wieder einmal Hochkonjunktur. Der Grund: Der Prozess von Laura Loomer gegen HBO. Die MAGA-Republikanerin verklagte den Fernsehsender, da Moderator Bill Maher ihr eine Affäre mit Donald Trump unterstellt hat. Während ihrer Anhörung erklärte die Politikerin plötzlich, dass ihr mehrere Mitarbeitende von Donald Trump im Vertrauen mitgeteilt haben, dass Lindsey Graham schwul sei. Als Mahers Anwalt ihr sagte, dass er gar nicht danach gefragte habe, meinte sie nur, dass sie dies nur habe erklären wollen.
Diese Aussage fand ihren Weg bereits im Juni an die Öffentlichkeit und wurde breit diskutiert. Nun meldete sich Loomer selber zu Wort und erklärte, sie sei während der Anhörung danach gefragt worden sei und sie habe die Wahrheit sagen müssen, denn schliesslich sei sie unter Eid gestanden. Damit erreicht die Debatte eine neue Dimension, denn Falschaussagen unter Eid würden hohe Strafen mit sich bringen, und dies dürfte sich auch Lommer bewusst sein.
Es war aber nicht das erste Mal, dass Loomer derartige Gerüchte in Umlauf brachte, jedoch stand sie dabei bislang noch nie unter Eid. So forderte sie Graham bereits 2024 öffentlich via X auf, dass er endlich sein Coming Out haben solle. Alle würden es wissen, und es sei schliesslich das Jahr 2024 und somit sei es auch kein Problem mehr.
Auch 2020 erreichte die Debatte einen Höhepunkt als der Pornostar Sean Harding behauptet hat, dass Graham jeweils männliche Escorts buche und sich von ihnen als Lady Graham oder Lady G betiteln lasse. Selbst in den Sozialen Medien wurde darauf #LadyG zum Trend.
Neben Loomer und Harding haben unter anderem auch Celebrities angedeutet, dass Lindsey Graham schwul sei. Dazu gehören unter anderem Comdian Chelsea Handler, Broadyway-Ikone Patti LuPone, Moderator Bill Maher oder auch Schauspielerin Whoopi Goldberg.
Kritiker bezeichneten diese Behauptungen, aber insbesondere auch die Witze über Grahams Sexualität, gerade jene welche auf die Äusserungen von Sean Harding folgten, als zutiefst LGBTI+ feindlich. So wurde auch kritisiert, dass das Privatleben gerade von jenen öffentlichen Personen derart genau unter die Lupe genommen werde, welche männlich, unverheiratet, heterosexuell und cisgender seien.
Andere wiederum kritisierten, dass man niemanden öffentlich outen dürfe, auch wenn die Person regelmässig gegen die LGBTI+ Community schiesst und ihren Einfluss dazu nutzt um gegen die Rechte queerer Menschen zu kämpfen. Doch gerade diesbezüglich teilt sich die öffentliche Meinung, denn andere wiederum finden diesen Schritt notwenig um eine Person quasi zu entlarven.
Es muss aber auch diesmal wieder unterstrichen werden, dass Lindsey Graham, falls er überhaupt dazu Stellung bezieht, es auch diesmal wieder verneinen wird, dass er schwul ist.