USA: Kalifornien drohte Schulbezirk mit 1.5 Millionen Dollar-Busse - weil sie Harvey Milk verunglimpfen
Der Disput rund um den Schulausschuss des Temecula Valley School District (TVSD) dauert bereits während Wochen: Demnach gab es Einwände gegen neue Schulmaterialen, da darin der erste, gewählte offen schwule Politiker der USA, Harvey Milk, thematisiert wurde. Der Präsident des Ausschuss, Joseph Komrosky, meinte dabei nur, dass er sich frage, weshalb überhaupt ein Pädophiler erwähnt werde. Dies sei eine Form des Aktivismus.
Auch ein weiteres Mitglied des Ausschuss soll ähnlich argumentiert haben, wie die East Bay Times berichtet. Er finde die Aufnahme sexueller Themen und die Verherrlichung eines bekannten Pädophilen, der sich zufällig für die Rechte Homosexueller einsetzte, moralisch verwerflich und unangemessen für 10-Jährige, soll auch Danny Gonzalez argumentiert haben.
Statt des Buchs entschied sich der Schulausschuss zum älteren Lehrmittel zurückzukehren und zudem einen eigenen Lehrplan zu entwickeln. Dies soll in Form eines Pilotprojekts in Angriff genommen werden. Weil Superintendentin Jodi McClay aber noch am neuen Lehrmittel festhalten wollte, wurde sie kurzerhand entlassen.
Darauf hat sich auch das Bildungsministerium von Kalifornien eingeschalten um diese Entwicklungen an der TVSD zu untersuchen. Man sei besorgt, insbesondere auch, dass das Wort "pädophil" in diesem Zusammenhang verwendet werde, um damit Mitglieder der LGBTI+ Community zu dämonisieren und damit wohl auch dazu beizutragen, ein feindliches Umfeld für queere Schüler:innen und Lehrpersonen zu schaffen. Dies stelle einen Verstoss gegen die Bürgerrechte dar.
Danach ging der Fall sogar noch eine Stufe höher: Der ehemalige Bürgermeister von San Francisco und aktuelle Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, ist für seinen Support für die LGBTI+ Community bekannt. Aus diesem Grund überrascht es auch kam, dass er sofort eingriff, als er von den hitzigen Debatten im Temecula Valley School District hörte.
Quasi um auch mögliche Nachahmer gleich zu warnen, verkündete Newsom öffentlich, dass der Schulbezirk von Temecula Valley zu einer Geldbusse von 1.5 Millionen US-Dollar verurteilt wird, sollte der Schulausschuss diesbezüglich nicht einlenken. Die Cancel Culture sei in Temecula Valley zu weit gegangen, denn radikalisierte Eiferer hätten dafür gesorgt, dass dieses Lehrmittel, welches von Hunderttausenden von Schüler:innen verwendet wird, abgelehnt wurde. Dies habe zur Folge, dass Kinder ihr Schuljahr ohne die nötigen Hilfsmittel beginnen müssten, welche sie zum Lernen brauchen. Mit seiner Weigerung verletze der Schulbezirk nämlich vorsätzlich das Gesetz, er untergrabe den Willen der Eltern und er zwinge die Kinder dazu, ein 17-jähriges, völlig veraltetes Lehrmittel weiter zu verwenden.
Doch dem nicht genug: Wie Newsom weiter erklärt, werde der Bundesstaat zudem diese Schulbücher selber kaufen und sie direkt an die Kinder und ihre Eltern abgeben. Die Rechnung in der Höhe von weiteren 1.6 Millionen US-Dollar werde der Schulbezirk ebenfalls erhalten, zusammen mit der Geldbusse. Als Frist, für welche der Schulausschuss noch Zeit zum Einlenken bekommt, nannte Newson dessen nächste Sitzung.
Die Drohung des Gouverneurs scheint gewirkt zu haben, denn nur wenige Tage später zeigte sich der Schulbezirk damit einverstanden, das inklusive Lehrmittel für den Unterricht zuzulassen, dies wohl nicht zuletzt auch um die Geldbusse abzuwenden. Auch Newsom selber zeigte sich erleichtert über diese Entwicklung. Hass gehöre nicht ins Klassenzimmer, zudem würden Demagogen, welche Bücher zensurieren und Vorurteile schüren nie erfolgreich sein, erklärte er in einem Statement.
Bild: © Ted Sahl, Kat Fitzgerald, Patrick Phonsakwa, Lawrence McCrorey, Darryl Pelletier - Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International