USA: Schwuler Mann liest bei der Papst-Messe aus der Bibel
Es war eine grosse Ehre für Mo Rocca. Der früherer Korrespondent der Daily Show und politische Satiriker hatte sein öffentliches Coming out im Jahr 2011 im Alter von 42 Jahren, und nun wurde er von der Katholischen Kirche auserwählt vor dem Papst aus der Bibel zu lesen. Er las an der Messe im Madison Square Garden in New York City aus dem Buch Isaiah, und zwar auf Spanisch. Nach der Messe schrieb Mo Rocca via Twitter, dass er zu tiefst dankbar sei und sich sehr geschmeichelt vorkomme, dass er an der Messe lesen durfte, welche der Pontifex feierte.
Während seinem Besuch in den USA hat der Papst LGBT-Themen praktisch immer ausgeklammert. Aus diesem Blickwinkel gesehen, könnte die Wahl von Mo Rocca einmal mehr bloss ein geschickter PR-Schachzug gewesen sein. Immer wieder hat sich der Papst in der Vergangenheit massiv gegen die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gewehrt, und so hat er etwa auch das Urteil des Obersten Gerichts der USA über die Öffnung der Ehe scharf kritisiert. Auch in seiner historischen Rede vor dem US-Kongress sprach er davon, dass die Beziehungen in Frage gestellt würden, welche die Basis für die Ehe und für Familien bilden. Auch der Abschluss seiner US-Reise ist gerade aus Sicht der LGBT-Bewegung wenig erfreulich: Der Papst hat nämlich das World Meeting of Families in Philadelphia besucht, nicht eben gayfriendly, um nicht zu sagen äusserst homophob. In einem weiteren Kommentar unterstützte er zudem auch das Verhalten von Kim Davis, jener Standesbeamtin, welche sich gegen das geltende Gesetz weigerte, gleichgeschlechtlichen Paaren einen Trauschein auszustellen. Der Papst erklärte gar, dass diese Ablehung aus Gewissensgründen gar ein Menschenrecht sei.
Obwohl Papst Franziskus immer wieder mit gewissen Aussagen versucht, sich als offen zu positionieren, so hat er es bislang verpasst wirklich konkrete Schritte einzuleiten. Seine berühmte Aussage über Homosexuelle, “Wer bin ich, darüber zu urteilen“, sorgte damals für Schlagzeilen, doch bis jetzt hat das Kirchenoberhaupt keines der homo- und transphoben Gesetze seiner Vorgänger aufgehoben oder auch nur abgeschwächt. Auch die grosse Ankündigung mit einer Synode einen Schritt auf die LGBT-Community zu zumachen, verlief im Sand. Es zeigte sich bald, dass die Katholische Kirche keinerlei Interesse hat, diese Themen überhaupt zu diskutieren. Stattdessen hat er angefangen, sich immer stärker gegen die gleichgeschlechtliche Ehe auszusprechen, und sich mit Vertretern von Hass-Organisationen zu treffen, welche dasselbe Ziel verfolgen.