USA: Trump begnadigt lesbische Frauenrechtlerin, aber...
Es war im Jahr 1872, als Susan B. Anthony per Gericht zu einer Geldstrafe von 100 US-Dollar verurteilt wurde, weil sie während der Präsidentschaftswahlen an die Urne wählen ging. Dies war Frauen damals in den USA strengstens verboten. Zum 100-jährigen Jubiläum des 19th Amendment in der US-Verfassung hat Donald Trump nun verkündet, dass er Anthony offiziell begnadigen werde: Sie sei nie begnadigt worden. Weshalb ging das so lange?, fragte er während einer Pressekonferenz.
Der Grund ist eigentlich ganz einfach: Weil sie es nicht wollte! Sie war sogar stolz auf ihre Verhaftung, welche sie oft strategisch dazu nutzte um die Frauenrechte voranzubringen. Sie half damals zwar auch vielen anderen Frauen, damit sie eine Begnadigung erhalten, doch selber hat sie nie eine beantragt. Im Gegenteil: Sie machte darauf aufmerksam, dass sie erst begnadigt werden will, wenn Frauen absolut gleichgestellt sind - was bis heute nicht der Fall ist.
Die Tatsache, dass ausgerechnet Donald Trump eine queere Frauenrechtlerin begnadigt, sorgte schon für Kritik, hat er sich doch in der Vergangenheit mit seinen Aussagen über Frauen und mit seiner LGBTI+ feindlichen Politik längst selber disqualifiziert. Dass er dann noch eine Frau gewählt hat, welche dies gar nicht will, kam vor allem bei den Frauen selber gar nicht gut an, da sich einmal mehr quasi ein Mann über den Willen einer Frau hinwegsetzt.
Doch auch aufgrund der jüngsten Entwicklungen erntete Trump massive Kritik: Er lobt eine Frau, welche dafür gekämpft hat, wählen zu dürfen, während er selber derzeit alles unternimmt, um Wähler von den kommenden Wahlen fernzuhalten, etwa indem er die Post zurückstuft um die Briefwahl zu erschweren.
Susan B. Antony lebte von 1820 bis 1906 in den USA. Sie wurde auch zu den Suffragette gezählt, jene mehr oder weniger organisierten Frauenrechtlerinnen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten, die vor allem mit passivem Widerstand und mit Störungen offizieller Veranstaltungen bis hin zu Hungerstreiks für ein allgemeines Frauenwahlrecht eintraten.
Trump's announcement that he's pardoning Susan B. Anthony is met with laughter pic.twitter.com/ycIFtFtQOQ
— Aaron Rupar (@atrupar) August 18, 2020