VATIKAN: Papst sendet persönlichen Brief an schwulen Buchautor

VATIKAN: Papst sendet persönlichen Brief an schwulen Buchautor
Während dem Höhepunkt der HIV/Aids-Krise und darüber hinaus haben sich viele Priester und Nonnen der Katholischen Kirche um die Betroffenen gekümmert, teils mit dem persönlichen Risiko stigmatisiert und dafür verurteilt zu werden. Michael O’Loughlin schrieb ein Buch über dieses Engagement und erhielt nun einen persönlichen Brief von Papst Franziskus.

Homosexualität und die Katholische Kirche sind nicht einfach zusammen zu bringen. Auf dem Höhepunkt der globalen HIV/Aids-Krise und auch die Jahrzehnte darüber hinaus waren es aber trotzdem auch zahlreiche Priester und Nonnen, welche sich den Betroffenen angenommen haben.

Autor Michael O’Loughlin, selber Katholik und schwul, fokussierte sich in seinem Buch Hidden Mercy: AIDS, Catholics, and the Untold Stories of Compassion in the Face of the Fear genau auf solche Geschichten. Er führte Interviews und lies die Helfer:innen von damals zu Wort kommen. Unter ihnen war etwa die Nonne Carol Baltosiewich, welche sich damals, als viele junge Männer an Aids starben, aufopferungsvoll um sie gekümmert hat. Dies trotz des persönlichen Risikos von der Gemeinschaft ausgeschlossen und stigmatisiert zu werden.

Um auch die Katholische Kirche über sein Buch zu informieren, schrieb der amerikanische Journalist dem Papst einen Brief - selbstverständlich ohne Erwartungen oder Hoffnungen auf eine Antwort. Umso grösser die Überraschung, als eines Tages ein weisses Couvert in seinem Briefkasten lag mit dem Absender der Vatikanischen Botschaft in Washington DC.

Im Brief bedankte sich Papst Franziskus für O’Loughlins Arbeit, dass er sich dem Engagement jener Priester, Ordensschwestern und Helfer:innen angenommen habe, welche sich dafür entschieden haben, ihre an HIV und Aids erkrankten Brüder und Schwestern zu begleiten, zu unterstützen und ihnen zu helfen, trotz des persönlichen Risikos für ihren Beruf oder ihre Reputation.

Statt Gleichgültigkeit, Ächtung oder gar Verurteilung, hätten sich diese Menschen von der Barmherzigkeit des Vaters bewegen lassen, schreibt der Papst weiter, und machten, dass dieses Engagement zu ihrem eigenen Lebenswerk wurde - eine diskrete Barmherzigkeit, im Stillen und im Verborgenen.

Für Michael O’Loughlin bedeutet dieser Brief enorm viel. Es sei wie ein um Jahrzehnte verspäteter Segen für all jene Katholiken, welche sich um Menschen mit HIV und Aids kümmern.