USA: Wer heute für, und wer immer noch gegen Marriage Equality ist
Es war im Sommer 2015 als das Oberste Gericht mit einem Paukenschlag die Ehe in sämtlichen 50 US-Bundesstaaten für schwullesbische Paare geöffnet hat. Innerhalb der Gesamtbevölkerung war eine Mehrheit längst vorhanden, doch trotzdem zeigte sich das Land tief gespalten. Doch seit Marriage Equality ist weder die Welt untergegangen, noch haben sich negative Konsequenzen für die „traditionellen“ Familien ergeben, auch wenn dies gewisse konservative und religiöse Aushängeschilder kaum öffentlich zugeben würden. Es war also an der Zeit, wiedermal den Puls in der amerikanischen Bevölkerung zu diesem Thema zu fühlen.
Nun, bald drei Jahre später, wurden rund 40‘000 Amerikaner erneut zu ihrer Haltung über Marriage Equality befragt, und es gab mitunter spannende Resultate. Über alles gesehen, sprechen sich 61 Prozent der Amerikaner für die Öffnung der Ehe aus. Es war im Jahr 2011 als dieser Anteil erstmals über 50 Prozent stieg. Bereits vier Jahre später, also 2015, waren es dann erstmals über 60 Prozent. Im Jahr 2016 waren es in der Altersklasse der 18 bis 29-Jährigen gar 88 Prozent, welche Marriage Equality unterstützten. Seit das Thema 1988 erstmals erfasst wurde, wachs der Support bis ins Jahr 2009 jährlich um rund 1 bis 1.5 Prozent. Danach nahm der Zuspruch gar noch stärker zu - eine schöne Entwicklung also.
Es zeigte sich gerade in Bezug auf die Religionen einmal mehr, dass sich die Gläubigen oftmals viel liberaler geben als ihre religiösen Anführer, welche oftmals nicht davor zurückschrecken mit Fehlinformationen und Vorurteilen Hass zu verbreiten. Dabei zeigte sich etwa, dass heute die meisten Religionsgemeinschaften die Öffnung der Ehe unterstützen. So sind rund 80 Prozent aller Buddhisten dafür, gleich viele wie bei den Atheisten. Bei den jüdischen Amerikanern sind es 77 Prozent und bei den Hindus 75. Bei den Muslimen spricht sich heute eine hauchdünne Mehrheit für Marriage Equality aus, nämlich 51 Prozent, wobei nur 34 Prozent dagegen sind, und sich 15 Prozent noch keine Meinung darüber gebildet haben.
In Bezug auf die Christen wird es in den USA aufgrund der zahlreichen Strömungen komplizierter. Die Protestanten der "Mainline", jene also mit einer moderaten Theologie, befürworten die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare mit rund zwei Dritteln (67%), ebenso wie die Katholiken und die Orthodoxen Christen mit je 66 Prozent und die hispanischen Katholiken mit 65 Prozent. Auch bei den schwarzen Protestanten sind heute mehr für als gegen Marriage Equality: Im Jahr 2013 waren noch 57 Prozent dageben, heute sind es noch 43 Prozent, und fast die Hälfte, rund 48 Prozent, welche die Öffnung der Ehe befürworten. Ähnlich sieht es bei den hispanischen Protestanten aus: 65 Prozent lehnten die schwullesbische Ehe noch 2013 ab, während die Ablehnung heute noch bei 45 Prozent liegt, knapp mehr als 43 Prozent, welche sie befürworten. Hinzukommen 13 Prozent, welche sich noch keine Meinung gebildet haben. Die einzigen Religionsgruppen, welche Marriage Equality nach wie vor deutlich ablehnen, sind die weissen Evangelikalen. 58 Prozent der weissen Evangelikalen lehnen die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ab, zusammen mit 53 Prozent bei den Mormonen und 63 Prozent bei den Zeugen Jehovas.
In Bezug auf die einzelnen Bundesstaaten zeigte sich eine deutliche Unterstützung in 44 der 50 US-Bundesstaaten. Sie zeigten jeweils über 50 Prozent Support für Marriage Equality. In vier weiteren Bundesstaaten, nämlich Tennessee, West Virginia, Louisiana und North Carolina, sprach sich zwar eine knappe Mehrheit für die Öffnung der Ehe aus, es waren jedoch unter 50 Prozent. In Mississippi waren es zudem mehr, welche Marriage Equality ablehnen als befürworten, doch beide Lager schafften es nicht über die 50 Prozent Marke. Ganz im Unterschied zu Alabama: Im Bundesstaat im Süden der USA sind nach wie vor mehr als 50 Prozent gegen die schwullesbische Ehe.