WELTWEIT: Kriegen wir bald unseren ersten, queeren, animierten Blockbuster?

WELTWEIT: Kriegen wir bald unseren ersten, queeren, animierten Blockbuster?
Ferdinand ist ein mächtiger Stier, doch sein kraftvolles Äusseres täuscht über seinen Charakter hinweg: Ferdinand liebt es vielmehr an Blumen zu riechen als in der Arena zu kämpfen. An Weihnachten kommt die Geschichte von Ferdinand, welche ursprünglich aus den 30er Jahren stammt und damals schon von Disney verfilmt wurde, zu uns in die Kinos, und der Film könnte zum ersten queeren Animationsfilm werden, welcher sich zu einem wahren Blockbuster entwickelt. Queere Verstärkung kriegt Ferdinand nämlich auch bei den Stimmen…

Basierend auf dem Kinderbuch Die Geschichte von Ferdinand von Munro Leaf aus dem Jahr 1936, wurde das Märchen in zahlreichen Ländern verboten, da es als pazifistische Propaganda abgetan wurde. Doch bereits von Disney Ende der 1930ern als Kurzfilm veröffentlicht, bringt 20th Century Fox nun Ferdinand an Weihnachten zu uns in die Kinos. Damit könnte die LGBT-Community endlich zu ihrem ersten queeren, animierten Blockbuster kommen, denn die Geschichte wird nicht zuletzt von vielen Eltern und Lehrern dazu verwendet, um Kindern schwullesbische Themen näher zu bringen. Dass dies auch im Sinne des Autors Munro Leaf gewesen sein dürfte, zeigt schon alleine die Tatsache, dass er eine der kräftigsten, stärksten und, um dem Sinnbild des Stierkampfs zu folgen, aggressivsten Kreaturen nahm und sie als eines der liebsten und niedlichsten Geschöpfe dargestellt hat.

Kulturkritiker wie Tony Bravo loben die Geschichte gerade auch in Bezug auf LGBT-Kids: Ferdinand bekennt Farbe und steht zu sich selber, so wie es die meisten Gays auch machen müssen, so im Stil von: So bin ich, und es gibt keinen Grund mich dafür zu entschuldigen. Klar, er wurde so etwas wie ein Held der Pazifisten, weil er sich weigerte, zu kämpfen, doch er finde, die Rolle als Held der LGBT-Community steht ihm viel besser, führt Tony Bravo weiter aus. Ähnlich klingt es auch von Ilana Masad vom Guardian. Die Geschichte von Ferdinand passt gut zu all den Jungen, welche Sport und andere teils heteronormativen Aktivitäten verabscheuen.

Sean Griffin wiederum erklärt, dass oft vergessen wird, dass Ferdinand einer der ersten versteckten, queeren Charakter war, welche Disney in seine Filme eingebaut hat, und welche nicht als bös dargestellt wurde. So sei der Stier mit langen Augenwimpern gezeichnet worden, und auch viele Charakterzüge seien nach der damaligen Anschauung explizit unmännlich gewesen. Ferdinand müsse zwar nicht unbedingt schwul sein, so Griffin weiter, doch er sei definitv queer.

Die 2017er-Version von Ferdinand bekommt zudem noch mehr queere Verstärkung am Mikrophon: Während John Cena die Hauptrolle des Ferdinand spricht, so haben auch die lesbische Kate McKinnon, sowie der schwule Raúl Esparza ihre Stimme für den Film hergegeben. Ob sich die Queerness aber durch den ganzen Film ziehen wird, können wir wohl erst ab dem 14. Dezember feststellen, dann kommt Ferdinand nämlich bei uns in die Kinos. Ebenso werden wir wohl erst dann erfahren, ob sich Ferdinand am Ende nicht doch in eine Kuh verlieben wird...

Ferdinand The Bull (1938) - Disney:

Ferdinand (2017) - 20th Century Fox: