WELTWEIT: Spyware für Eltern, um herauszufinden ob der Sohn schwul ist
Die Familie sei etwas elementares. Aus diesem Grund ist die sexuelle Orientierung ihrer Kinder direkt verantwortlich für den Weiterbestand ihrer Familie und deshalb enorm wichtig, heisst es auf der Webseite des Softwareherstellers Fireworld. Aus diesem Grund werde ihre Spyware helfen, herauszufinden, ob ihr Sohn schwul ist oder nicht, denn Kinder seien bei diesem Thema oft sehr verschwiegen. Mit diesen Worten preist Fireworld seine neue Spyware an, welche es Eltern ermöglicht, ohne das Wissen ihrer Kinder den PC nach Hinweisen zu durchstöbern, ob der Sohn oder die Tochter möglicherweise homosexuell sein könnte. Das spezielle Programm könne installiert warden, und es überwache dann die Aktivitäten der Kinder auf dem Computer, sprich, welche Seiten sie im Internet besuchen, nach welchen Suchbegriffen sie suchen, und sogar die Passwörter würden gespeichert.
Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist der Firma offenbar total ernst, denn weiter heisst es auf der Webseite, dass man mit der Spyware nicht nur feststellen könne, ob die Kinder Gayforen im Internet besuchen, sondern, es ermöglicht den Eltern auch, dass sie sich in ihre Social Media-Accounts einloggen können. Wenn man erst einmal auf dem Facebook-Account ist, dauert es nur wenige Minuten, bis man Gewissheit hat, ob der Sohn schwul ist oder nicht. Der Höhepunkt ist dann wohl die Aussage: Möglicherweise werden sie so herausfinden, dass sie nie Grosseltern werden, und dadurch nie erleben, wie schön es ist, ein Grosskind zu haben. Weitere Hinweise können zudem auch sein, wenn sich der Sohn mehr für Theater als für Fussball interessiere, einen Ohrring im rechten Ohr trage oder sehr viel Wert auf sein Äusseres lege. In der Beschreibungen werden die Eltern dann aber doch noch dazu ermuntert, ihre schwullesbischen Kinder zu akzeptieren, so lange die Jungs keinen Lippenstift oder Frauenkleider tragen.
Diverse LGBT-Organisationen kritisierten Fireworld massiv, und sprachen von einem inakzeptablen Eingriff in die Privatsphäre. Die Verwendung eines solchen Programms müsse als Cyber-Kriminalität bestraft werden, fordern sie weiter. In Grossbritannien beispielsweise könnte die Verwendung einer solchen Software tatsächlich bereits als Verbrechen angesehen werden. In einer Stellungnahme erklärte Fireworld darauf, dass man sich bei allen Nutzern entschuldige, welche sich dadurch verletzt fühlen. Diese Berichte seien nicht für die Öffentlichkeit gedacht gewesen, sondern hätten nur dafür sorgen sollen, bei Google besser gelistet zu werden. Man bedaure, dass man sich der Konsequenzen eines solchen Textes zu wenig bewusst gewesen zu sei, und man habe ihn daher umgehend gelöscht. Als Menschen mache man Fehler, heisst es im Statement weiter, und man möchte einmal mehr festhalten, dass durch diesen Text zu keinem Zeitpunkt tatsächlich jemand betroffen gewesen sei.
Obwohl der Text darauf tatsächlich von der französischen Seite verschwunden ist, so bot das Unternehmen eine solche Spyware auf seiner englischsprachigen Website weiter an – jedoch ohne den Hinweis auf die sexuelle Orientierung. So heisst es neu, dass Computer ein verbreiteter Weg seien, um das Internet, Suchmaschinen, Social Networks und Newsseiten zu besuchen. Und dann folgt die rhetorische Frage, ob man denn nicht wissen wolle, was die Kinder wirklich mit ihrem PC machen. Man könne ein Programm installieren, welches die Aktivitäten verfolge, und zwar diskret und egal wo man gerade sei. Weiter bietet die Firma auch Spyware an, um herauszufinden, ob man von seinem Partner betrogen wird.