WELTWEIT: YouTubes Familienfilter versteckt auch LGBT-Inhalte
Normalerweise ist der eingeschränkte Zugang bei YouTube ausgeschalten, doch alle User haben die Möglichkeit, diesen so genannten Familienfilter bei sich einzuschalten um anzügliche Inhalte auszublenden. Der schwule YouTuber Calum McSwiggan hat diesen bei sich eingeschalten, und dann festgestellt, dass all seine Videos, bis auf eines, dadurch nicht mehr anzeigt wurden. Darauf hat er andere bekannte YouTube-Persönlichkeiten mobilisiert, welche allesamt dieselben Erfahrungen machten. So verschwanden bei der queeren Rowan Ellis ebenfalls 40 Videos, wie auch bei Transgender-YouTuberin SeaineLove oder der queeren Persönlichkeit NeonFiona.
Diese bekannten YouTube-Grössen richten nun schwere Vorwürfe gegen das zu Google gehörende Unternehmen. Sie werfen YouTube vor, LGBTs anders als andere Menschen zu behandeln. NeonFiona erklärt dazu beispielsweise, dass Kinder, welche sich über andere sexuelle Orientierungen oder Geschlechteridentitäten, oder über die Geschichte der LGBTs informieren wollen, durch diesen Modus keine Inhalte mehr finden. Dieser eingeschränkte Zugang mache es für Kinder schwierig an die Informationen zu kommen, die sie brauchen, und sie kommen auch nicht in den Kontakt mit der Community. Gleich tönt es von SeaineLove: Menschen, welche sich als LGBT identifizieren können ihre Videos nicht sehen und sich gut aufgehoben fühlen, im Stil von “hey, ich fühle das gleiche” oder “Ich bin ja gleich wie sie”. Die gesperrten Videos von ihr bezeichnete SeaineLove aber als mehrheitlich jugendfrei.
Rowan Ellies wiederum wirft YouTube vor, LGBT-Inhalte mit "nicht familienfreundlich" gleichzusetzen. Sie wisse noch nicht wie lange dies so ist, erklärte sie weiter, doch mehr und mehr Menschen würden dies nun feststellen, dass sie quasi zensuriert werden, besonders wenn es um LGBT-Inhalte gehe. NeonFiona hat dazu Screenshots von ihrem YouTube-Kanal veröffentlicht, einmal mit und einmal ohne Filter. Dazu erklärte sie, dass alle Videos, welche die Worte schwul, lesbisch oder bisexuell enthalten, herausgefiltert werden.
In einer Stellungnahme rechtfertigt ein Google-Sprecher den Filter bei YouTube: Der eingeschränkte Zugang sei optional und werde nur von einer sehr kleinen Gruppe von User tatsächlich verwendet, welche einen limitierten Zugang wünschen. Einige Videos, welche die Bereiche Gesundheit, Politik oder Sexualität behandeln, würden deshalb bei diesen Usern oder Institutionen nicht angezeigt, wenn sie diesen Filter eingeschalten haben. Wie es von Google weiter heisst, nutze man dazu so genanntes “Community Flagging” um diese Videos zu markieren, aber auch die Altersfreigaben oder andere Merkmale spielen eine Rolle, um Inhalte, welche möglicherweise unangebracht sind, zu filtern. Der Filter sei standardmässig nicht eingeschalten, doch über die Einstellungen können User diesen Filter aktivieren.
Auch via Twitter meldete sich YouTube zu Wort und entschuldigt sich - ob es tatsächlich eine Änderung der Richtlinien geben wird, lässt der Multimedia-Gigant aber offen...
A message to our community ... pic.twitter.com/oHNiiI7CVs
— YouTube Creators (@YTCreators) 20. März 2017