WISSENSCHAFT: Genetik und die sexuelle Orientierung
Die sexuelle Orientierung eines Menschen könne nicht aufgrund eines einzelnen Gens bestimmt werden, erklären die Wissenschaftler rund um Andrea Ganna vom Institut für Molekularmedizin in Finnland. Es habe sich aber gezeigt, dass es einen Zusammenhang mit fünf autosomalen Orten auf dem DNA-Strang gibt, welche sich allesamt nicht auf dem Geschlechtschromosom befinden. Diese Orte sollen zudem auch für unseren Geruchssinn und die Hormonregulierung verantwortlich sein, heisst es in der Studie weiter, welche im Science veröffentlicht wurde.
Alleine das Vorhandensein dieser Gene sage zwar noch nichts über die sexuelle Orientierung einer Person aus, betonen die Forscher, doch sie haben herausgefunden, dass zwischen 8 und 25 Prozent der sexuellen Varianten damit erklärt werden können. Dabei hätten einige der Gene einen grösseren Einfluss auf Frauen, andere auf Männer und gewisse auf beide Geschlechter. So schreiben die Forscher, dass die sexuelle Orientierung eben nicht von einem oder wenigen Genen beeinflusst werde, sondern von vielen. Es zeige sich, dass das Sexualverhalten viel komplexer ist, als dass es nur ein einzelnes Gen gebe, welche all dies beeinflusse, so Eric Vilain vom Zentrum für genetisch-medizinische Forschung des Children‘s National Health System. Es zeige zudem, dass es genetische Faktoren gebe, welche man seit langem vermute, dass diese genetischen Faktoren aber noch nicht die vollständige Erklärung liefern. Laut Vilain hätte die Studie aber noch verbessert werden können, wenn explizit nach Homo- oder Bisexualität, und nicht bloss nach gleichgeschlechtlichen Erfahrungen gefragt worden wäre.
LGBTI+ Organisationen wie etwa GLAAD erklärten zu den Ergebnissen, dass diese Studie zeige, dass die Identitäten von LGBTI+ nicht zur Debatte stehen. Es wurde einmal mehr bewiesen, dass das Schwul- beziehungsweise Lesbischsein Teil der Natur und des menschlichen Lebens ist.
Für die Studie wurden Daten von insgesamt 470‘000 Menschen aus Grossbritannien, Schweden und den USA untersucht und ausgewertet. 26‘000 Teilnehmer gaben dabei an, dass sie schon mal gleichgeschlechtliche Erfahrungen gesammelt haben. Die Wissenschaftler bezogen ihre DNA-Daten aus der UK Biobank-Studie, sowie von der privaten DNA-Datenbank von 23andMe.
Schon frühere Studien haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen der sexuellen Orientierung und der Genetik gibt, und diese These unterstützt nun auch diese Studie aus Finnland. So soll es etwa in gewissen Familien eher Homosexuelle geben. Andere Studien haben zudem auch äussere Faktoren geprüft, und dabei ebenfalls gewisse Zusammenhänge entdeckt.