HINTERGRUND: LGBTI+ feindliche Kreise haben es auf Elliot Pages Kinofilm abgesehen
Seit einigen wenigen Jahren haben LGBTI+ feindliche Kreise die wohl wichtigste Film- und Seriendaten der Welt, IMDb.com, für sich entdeckt um mittels wahren Kampagnen Filme und Serien mit LGBTI+ Themen oder queeren Charakteren schlecht zu bewerten. Als etwa im Jahr 2022 bekannt wurde, dass der Film Lightyear aus der Toy Story-Reihe eine Szene mit einem gleichgeschlechtlichen Kuss enthält, sorgte das nicht nur in christlich-konservativen Kreisen für mächtig Wirbel, sondern es wurden auch Aufrufe gestartet, den Film bei IMDb mit 1-Stern-Bewertungen zu fluten.
Noch krasser war das Ergebnis beim Film Bros, dem ersten Hollywood-Film, welcher aus einem ausschliesslich queeren Hauptcast besteht, sprich, aus LGBTI+, welche auch entsprechend queere Rollen spielen. Mehr als ein Viertel der abgegebenen Stimmen waren 1-Stern-Bewertungen, und bei Strange World war es schliesslich sogar fast ein Drittel. Strange World war die erste queere Liebesgeschichte, welche von Disney auf die grosse Leinwand gebracht wurde.
Jüngstes Opfer ist der neue Film mit Elliot Page in der Hauptrolle. Close To You ist die erste Filmrolle von Page seit seiner Transition und gleichzeitig dreht sich die Geschichte auch genau um dieses Thema. Der Schauspieler besuchte dabei unter anderem grosse US-TV-Shows wie The View, um für den Film zu werben. Obwohl erst vor allem an Filmfestivals gezeigt und noch kaum in den Kinos gestartet, hat der Film bereits weit über die Hälfte 1-Stern-Bewertungen, wie folgende Grafik von IMDb mit Stand 27. August zeigt. Damit wird die eigentliche Bewertung massivst verzerrt, was dem Film in keinster Weise gerecht wird.
gay.ch hat dazu beim Schweizer Filmverleiher Frenetic nachgefragt, welcher Close To You ab dem 5. September in die Schweizer Kinos bringen wird. Wie Mischa Schiwow erklärt, seien ihnen die vielen negativen Bewertungen ebenfalls aufgefallen. Es sei durchaus möglich, dass LGBTI+ feindliche Kreise solche Plattformen aktiv beeinflussen, um den Filmen zu schaden. Einfluss nehmen können sie als Verleiher aber nicht, wie Mischa Schiwow weiter erklärt.
IMDb selber schreibt zu solch vielen 1-Stern-Bewertungen, dass alle, die sich einen Film oder eine Serie ansehen, ihre eigene persönliche Geschichte mitbringen und ihren eigenen Geschmack haben, die bei der Bewertung eines Titels eine Rolle spielen. Nur weil ein bestimmter Titel vielen Kritikern oder anderen IMDb-Nutzern gefallen hat, so heisse dies noch nicht, dass jeder das Gleiche empfunden habe. Umgekehrt können auch vermeintlich „schlechte“ Titel gute Bewertungen erhalten, da die Meinungen der Kritiker und der Bevölkerung oft auseinandergehen, so IMDb weiter.
Man nutze daher einen gewichteten Durchschnitt, mit welchem versucht wird, solche Effekte zu verringern, erklärt IMDb auf der Plattform weiter. Hier komme das Konzept der Weisheit der Masse ins Spiel, was soviel heisst wie, dass die kollektive Meinung einer grossen Gruppe von Einzelpersonen und nicht die eines einzelnen Experten zähle. Man sei deshalb der Meinung, dass alle IMDb-Nutzer die Möglichkeit haben sollten, auf der Skala von 1 bis 10 nach eigenem Ermessen abzustimmen.
Dass Close To You überhaupt in den Schweizer Kinos zu sehen ist, ist dem Verleiher Frenetic zu verdanken. Mischa Schiwow erklärt dazu, dass man im Kontakt mit Weltvertrieben sei, welche sie regelmässig über neue Produktionen informieren und ihnen stets neue Filme vorschlagen. Dies sei auch bei Close To You der Fall gewesen, der ihnen anfangs Jahr angeboten wurde. Der Film habe ihnen gefallen, sowohl thematisch wie auch von der Machart her, so Mischa Schiwow weiter. Dabei sei Frenetic nicht auf bestimmte Filmgenres fixiert. Zur Hauptsache verleihe man jedoch unabhängig produzierte Arthouse-Filme mit Schwerpunkt Europa.
Close To You mit Elliot Page kommt ab dem 5. September 2024 in unsere Kinos. Mehr über den Film erfährst Du auch hier.