Community: Luisa Ricar über die Dreharbeiten des queeren Weihnachtsmusical
Wie wirst Du diese Weihnachten verbringen?
Da meiner Mutter Weihnachten sehr wichtig ist und wir sie an diesem Tag nicht alleine lassen wollen, gehen meine Schwester und ich auf ein Balkon-Dinner vorbei. Danach noch auf einen unterm-Fenster-hochwinken-Besuch bei der Grossmutter. Und dann viel Wein. Und natürlich das Musical um 22:00 Uhr.
Woher hast Du die Inspirationen für das Drehbuch zu Community geholt?
Tim Hunziker kam bereits mit einer sehr ausgereiften Version des Drehbuches auf mich zu. Da ich aus dem klassischeren Spielfilm-Bereich komme, habe ich mich bei der Drehbucharbeit vor allem auf den narrativen Strang konzentriert, der die verschiedenen Show-Parts verbindet. In meinen Arbeiten generell interessiert es mich, Menschen und Situationen zu zeigen, die nicht perfekt sind und mit denen wir uns deswegen als Zuschauer*innen identifizieren können. Ich versuche, immer von Beobachtungen und Momenten aus meinem eigenen Leben zu schöpfen.
Die Dreharbeiten am queeren Weihnachtsmusical haben ja unter erschwerten Bedingungen stattgefunden: Wie hat sich dies auf die Arbeit ausgewirkt, wenn Du es mit anderen Projekten vergleichst?
In Bezug auf eine Arbeitssituation sind wir zum Glück alle langsam geübt, mit Masken, Abstand, Kleingruppen etc. zu arbeiten. Und das hat ganz gut funktioniert. Inhaltlich hingegen war natürlich die Herausforderung, ein "Community-Gefühl" über bloss kleine, darstellbare Bezugsgruppen herzustellen. Anfangs Drehbuchprozess stand eine grosse Schlussszene im Buch, in der alle Darsteller*innen gemeinsam auf der Bühne stehen. Das war natürlich nicht möglich. Dafür mussten neue, symbolische Bilder gefunden werden, die ein vergleichbares Gefühl ausdrücken.
Was wünscht Du Dir, dass die Zuschauer*innen von Community mit in ihren Alltag nehmen?
Wir haben versucht, eine grosse Diversität an Darsteller*innen zu zeigen, die auch alle eine grosse Diversität an Verhaltensmustern und Stimmungen mit sich bringen. Was jedoch alle verbindet und was schlussendlich auch unsere Hauptfiguren lernen müssen ist, dass jeder Mensch anders mit belastenden Situationen umgeht. Und dass das auch ok ist. Es gibt kein universelles Rezept für Glück und somit haben auch unterschiedliche Bedürfnisse ihre Berechtigung.
Du bist auch im Zürcher Nachtleben aktiv - etwa als Türsteherin und als Veranstalterin der Porny Days: Wie blickst Du auf das Jahr 2020 zurück?
Das Nachtleben sowie spezifische Veranstaltungen können Rückzugsort, Safespace, Kompensationsraum und Ventil sein. Für mich persönlich sind das vor allem auch politische Orte. Ich konfrontiere als Türsteherin die Gäste damit, dass in aufgeladenen und immer hierarchisch geprägten Situationen halt kein Typ da steht sondern ich als Frau. Damit will ich Rollenbilder aufbrechen und patriarchal geprägte Konfliktlösungsmechanismen neu prägen. Durch die geschlossenen Clubs fehlt mir das natürlich. Die Porny Days konnten unter erschwerten Bedingungen reduziert stattfinden. Wir waren trotz 6 Zusatzvorstellungen restlos ausverkauft. Das tat gut, zu merken, dass die Leute auch während der Pandemie ein Bedürfnis haben nach einem emanzipatorischen Zugang zu Körper und Sexualität.
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Foto: Michel Gilgen
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