Unmasked: "Nach dem ersten Schock, wird einem der Ernst der Lage bewusst."

Quasi von einem Tag auf den anderen dicht machen: So erging es vielen Gastronomiebetrieben hierzulande, darunter auch Rico Fanchini, welcher im Zürcher Langstrassenquartier mit dem Coming Soon ein vietnamesisches Restaurant betreibt. Für die Serie "Unmasked" hat er uns erzählt, was die Massnahmen des Bundes für ihn bedeuten, und wie sein neuer Alltag nun während dem Lockdown aussieht...

Kannst Du dich kurz vorstellen:
Rico Fanchini, Mitinhaber und Geschäftsführer vom Coming Soon, Rolandstrasse 9, 8004 Zürich

Wie bist Du von der aktuellen Lage selber betroffen?
Kompletter Lockdown durch den Bund, Gastronomiebetrieb.

Wie gehst Du damit um? Wie habt ihr die vergangenen Tage und Wochen erlebt?      
Nach dem ersten Schock wird einem der Ernst der Lage bewusst. Ich versuche nicht 24 Stunden Covid-19 News zu konsumieren und mich mit der Isolation zurechtzufinden. Es gibt gute, aber auch schlechte Tage, an denen mir die Decke auf den Kopf zu fallen scheint. Ich versuche aber auch mich mit meinen Existenzängsten zu arrangieren und diese nicht omnipräsent zu haben.

Wie nutzt Du die Zeit aktuell, da das Coming Soon geschlossen ist?
Wir haben das Lokal komplett dicht gemacht. Zur Zeit verzichten wir auf Take out Angebote, da wir den Bund unterstützen und die Menschen dazu auffordern daheim zu bleiben. Wir stellen auch die Wirtschaftlichkeit eines solchen Angebots in Frage. Fehlt doch auch die Erfahrung mit Take out und Delivery. Ich versuche einen strukturierten Tag aufrecht zu erhalten. Zur Zeit bin ich voll beansprucht mit Abklärungen und  Formularen ausfüllen für die Kurzarbeit, die Ausgleichskasse, Kreditantrag, etc. Durch den Grossandrang bei allen Ämtern, verbringt man den halben Tag in Warteschleifen, um dann oft von einem HomeOffice-Mitarbeiter zu erfahren, dass er dies zuerst abklären muss und man einen Rückruf erhält. Macht einem zeitweise depressiv.
Daheim ist lesen, Fitness, kochen, Filme schauen, Fenster putzen und Zweisamkeit und meine neue Leidenschaft das Brotbacken angesagt. Soziale Kontakte pflege ich über Houseparty und Zoom. Aber auch Stadt-Spaziergänge mit Balkon- und Fensterbesuchen mache ich, damit ich meine Freunde im realen Leben treffen kann.

Was wünscht Du Dir von uns allen und was möchtest Du uns mit auf den Weg geben?
Ich wünsche mir, dass sich der Mensch die Zeit nimmt, in sich zu kehren und sich wieder einmal Gedanken über die wesentlichen Dinge im Leben macht, und dass wir gestärkt aus dieser Krise kommen. Gewesenes in Frage stellen, dabei das Klima und auch die Mitmenschen ausserhalb der Landesgrenzen nicht vergessen. Dass niemand vergisst, dass viele Existenzen auf dem Spiel stehen und es umso wichtiger ist, dass wir jetzt das Kleingewerbe unterstützen und in den kleinen Läden im Quartier einkaufen und somit Existenzen sichern. Und natürlich, dass ihr alle mit einem Heisshunger zurück seid, wenn es dann vorbei ist und wir ganz viele Reservationen erhalten.

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