TRAVEL: Transalps.net - Über den Wolken gegen Diskriminierung

TRAVEL: Transalps.net - Über den Wolken gegen Diskriminierung
Zusammen mit seinem Mann und mit Freunden plant Andy Bäumelt sein bislang grösstes Abenteuer: Per Gleitschirm die Alpen überqueren. Unter dem Titel "Transalp.net - Flying for Equality" verbinden sie dieses Wagnis mit einem spannenden Blog, mit welchem sie auf Diskriminierungen aufmerksam machen und Geld für Amnesty International sammeln wollen. Im Interview erzählt Andy die Hintergründe zu dieser Herzensangelegenheit...

Seit er sein Pilotenbrevet als Gleitschirmpilot abgeschlossen hat, ist Transalp.net - Flying for Equality nun sein bislang grösstes Abenteuer. Zu Fuss und fliegend wollen er, sein Mann und ein paar Freunde diesen Sommer die Alpen überqueren. Sie werden im Zelt übernachten und ihre ganze Ausrüstung auf dem Rücken tragen. Vol bivouac nennt sich diese anspruchsvolle Disziplin. 

Doch das Ganze machen sie nicht nur zum Vergnügen. Mit einem spannenden Blog wollen sie auf sämtliche Formen der Diskriminierung aufmerksam machen und Geld für Amnesty International sammeln.

Wie Andy auf diese Idee gekommen ist und wie er sich vorbereitet auf dieses Projekt erzählt er im gay.ch-Interview.

gay.ch: Hallo Andy, wie gehts Dir?
Andy: Gut, danke. Ich bin schon voller Vorfreude und hoffe, dass es bald losgeht. 

Wann geht es denn los?
Am 28. Mai werden wir losfliegen – sofern es das Wetter erlaubt. Wo wir starten, werden wir dann erst ein, zwei Tage vorher entscheiden können. Je nach Meteo.

Erzähle uns doch einmal wie du zum Fliegen gekommen bist.
An der Pride 2014 war ein Stand mit einem Wettbewerb bei dem man einen Schnuppertag gewinnen konnte. Wer meinst du hat da wohl gewonnen? Ich wollte schon immer fliegen, habe mich aber nie getraut. Erst als ich selber unter dem Schirm hängen durfte, merkte ich, wie gut es sich anfühlt. Einfach so abzuheben und durch die Luft zu schweben. Seither bin ich total angefressen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit dem Fliegen Geld zu sammeln für einen guten Zweck?
Als nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch ausgedehnte Proteste der Black Lives Matters Bewegung die Verzweiflung der Afroamerikaner sichtbar wurde, verstand ich wieder einmal, wie sehr gewisse Menschen unterdrückt werden. Wie kann es sein, dass man jemanden wegen seiner Hautfarbe tötet. Ich erinnerte mich an viele Ereignisse aus meiner Vergangenheit. Freunde die krankenhausreif geprügelt wurden, weil sie Ausländer sind. Freunde die vor Gay-Clubs verprügelt oder verbal angegangen wurden. Oder mein Mann, der von der Nachbarschaft so gemobbt wurde, dass er schliesslich umziehen musste. Das darf doch nicht sein in der heutigen Zeit. Ich möchte auf diese Schicksale aufmerksam machen mit meinem Blog und den Leuten zeigen, wie wichtig es ist, dass man tolerant ist und sich gegenseitig unterstützt. Nur so kommen wir als Menschenfamilie weiter.

Schön gesagt. Und man kann auch für Amnesty International spenden. Warum gerade Amnesty?
Die Entscheidung war für mich einfach. Es gibt keine NGO, welche sich so global gegen die Ungerechtigkeit einsetzt wie AI. Und mit der Tochtergesellschaft Queer Amnesty kann ich mich natürlich persönlich sehr gut identifizieren. Die machen eine unglaublich gute Arbeit.

Zurück zum Flugsport. Wie bereitet man sich eigentlich auf so ein grosses Projekt vor?
Das ist eine gute Frage. Es gibt so viele Aspekte, an denen man arbeiten muss. Es geht nicht nur darum, fit zu sein um auf einen Berg hoch laufen zu können. Man muss auch flugtechnisch fit sein. So habe ich mich dieses Jahr für die Wettkampfliga qualifiziert um von den Besten zu lernen. Zudem fange ich an, ein wenig Akrobatik zu fliegen um meinen Schirm gut zu beherrschen. Aber das sind die einfachsten Schritte. Das schwierigste ist das Mentale. Man muss daran glauben, dass man es kann. Auch in schwierigen Situationen einen ruhigen Kopf behalten. Das ist nicht immer leicht. Aber eine unglaublich gute Lebensschule. Man lernt für das Leben. Man muss immer brutal ehrlich zu sich sein.

Wie stellt ihr euch die Reise dann vor?
Der Plan ist, irgendwo in den westlichen Alpen zu starten und uns dann zu Fuss und fliegend langsam in den Osten vorzuarbeiten. Dafür haben wir zwei Wochen Zeit. Mit dem Gleitschirm können wir erwärmte, aufsteigende Luft (Thermik) nutzen, um Höhe zu gewinnen und so Flüge bis zu 10-11 Stunden zu ermöglichen. Wir sind alle noch nicht sehr erfahren und flogen bisher maximal 5-6 Stunden. So können aber auch wir bis zu 100km am Tag fliegen. Aber auch wenn nicht. Es geht um die Freude an der Natur und den Elementen. Wir lieben es, uns draussen aufzuhalten und die Schönheit der Berge zu geniessen.

Und wie können wir euch verfolgen?
Das fängt schon bei der Vorbereitung an. Neben Blogeinträgen zu politischen Entwicklungen und zu allem was mit Diskriminierung zu tun hat, wird es auch Beiträge geben zur Planung dieses Projekts. Man kann unsere Gedanken nachlesen zu Themen wie: Welches Material nehmen wir mit? Wie gehen wir mental an die Sache? Wie trainieren wir? Und immer wieder lade ich natürlich tolle Videos hoch von kleinen Flügen und Wanderungen. Während dem Event werden wir per livetracking stets verfolgbar sein. Wir werden versuchen, jeden Tag ein kurzes Update und evtl. sogar ein Video zu posten. So weiss man immer, wo wir gerade sind und was unsere Pläne sind. Mein Mann wird uns dabei mit dem Camper begleiten und wird professionelle Aufnahmen machen (www.pepix.ch). Daraus möchten wir dann einen Film machen und vielleicht sogar an einem Wettbewerb teilnehmen. Die Filmeinnahmen gehen dann natürlich auch alle an Amnesty.

Wo kann man sich über euer Projekt informieren?
Am einfachsten auf der Internetseite www.transalps.net. Hier kann man sich auch für einen Newsletter einschrieben. Wir haben aber auch eine Facebook Seite eingerichtet. Die findet man wenn man nach Transalps sucht. Auf meinem persönlichen YouTube Kanal findet man dann die Videos.

Und wie kann man euch unterstützen?
Es wird ein Spendenformular geben, wo man direkt für Amnesty spenden kann. Wenn man es spannend gestalten will, kann man pro festgelegten Kilometer einen Betrag spenden wie bei einem Spendenmarathon. Aber für uns ist das wichtigste, dass die Leute darüber reden. Es geht schliesslich darum, das Bewusstsein zu schärfen für diese Themen. Also verbreitet das Projekt und redet darüber.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit dem Projekt.
Ich habe zu danken!

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Zur Person:
Andy Bäumelt ist 39, Notfallmediziner und begeisterter Gleitschirmpilot. Vor etwas mehr als 5 Jahren hat er das Pilotenbrevet abgeschlossen.

Details zur Möglichkeit für eine Spende an Amnesty International:

Hier kannst Du spenden - Danke!

Links zu Transalp.net:

Webseite:
transalps.net
Blog: Link
Newsletter: Link
Facebook: Link
Youtube: Link
Fotos: pepix.ch

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