Unmasked: "Der gesunde Menschenverstand darf nicht verloren gehen."
Kannst du dich kurz vorstellen.
Mein Name ist Andy, ich bin 38, in eingetragener Partnerschaft – wobei mir das Wort 'verheiratet' besser gefällt, wohne mit meinem Mann auf dem Land, arbeite als Notfallmediziner im Universitätsspital Zürich und bin ansonsten gerne in der Natur. Sei es beim Gleitschirmfliegen, am Wandern oder mit unserem kleinen Hund am Laufen.
Wie bist du von der aktuellen Lage selber betroffen? Wie gehst du damit um?
Aktuell erwarten wir eine Zunahme der schwer erkrankten Fälle die auf unsere Notfallstation kommen werden. Das Unispital ist jedoch sehr gut darauf vorbereitet. Dennoch rechnen wir mit viel Arbeit. Dass der Bund bereits das Arbeitsrecht – worin festgehalten wird, wie viele Überstunden man machen darf – ausser Kraft gesetzt hat, ist natürlich beunruhigend. Aber ansonsten bin ich gefasst und gespannt auf das, was uns erwartet. Krisen kann man auch als Chance sehen – eine Chance zu zeigen, wie gut unser Gesundheitssystem sein kann.
Wie hat sich dein Alltag verändert?
Wir haben auch sonst viel Erfahrung mit ansteckenden Krankheiten. Jedes Jahr im Winter werden wir von der Grippewelle überrollt. Das gibt einem Übung im Umgang mit solchen Krankheiten. Dennoch ist es natürlich aufwändiger, jeden Patienten der Beschwerden hat, sofort zu isolieren. Das ist Zeit und Ressourcen bindend. Es gibt also einen deutlichen Mehraufwand. Dieser wird jedoch relativiert, wenn nicht jeder mit einer Bagatelle auf den Notfall kommt, was sonst regelmässig vorkommt. Aktuell geht sich die Rechnung noch sehr gut aus in unserem Spital.
Wie spürst du die Veränderungen im Umgang mit den Patienten, aber auch im Team?
Im Team nehmen wir es noch sehr gelassen. Wie gesagt, wir sind es uns ein wenig gewohnt. Es liegt aber eine leichte Verunsicherung in der Luft. Wir wissen alle noch nicht so genau wie heftig die Welle anrollen wird. Das schafft eine ganz spezielle Stimmung. Der Medizinerhumor hilft uns aber regelmässig darüber hinweg.
Was wünschst du dir von uns allen und was würdest du uns gerne mit auf den Weg geben?
Ich mag nicht darüber urteilen, welche Taktik die beste ist im Umgang mit dem Virus. Aktuell verlangt der Bundesrat – dem ein genialer Daniel Koch beiseite steht – dass wir zu Hause bleiben. Dann sollten wir das tun. Was für mich wichtiger ist: Ich verstehe jeden der verunsichert ist wegen seiner Gesundheit. Dennoch darf ein gesunder Menschenverstand nicht verloren gehen. Das Internet ist toll aber auch gefährlich. Googelt man seine Symptome, kommen oft vernichtende Diagnosen dabei raus. Doch ist das wahrscheinlich? Wir sind gerne für alle Leute da, haben aber beschränkte Ressourcen. Ihr entscheidet, ob ihr die Ressourcen sofort benötigt oder ob eventuell auch der Hausarzt euch helfen kann. Und sonst sind wir rund um die Uhr für euch da.