INTERVIEW: Spiller besucht die Disco Kitchen im Zürcher Mascotte

INTERVIEW: Spiller besucht die Disco Kitchen im Zürcher Mascotte
Mit Groovejet gelang ihm zur Jahrtausendwende der grosse Clou: Spiller holte die damals noch eher unbekannte Sophie Ellis-Bextor an Bord und so entstand jener Überhit, welcher ein ganzes Genre mitprägte. Am 18. Oktober kommt Spiller nun ins Zürcher Mascotte an die Disco Kitchen und gay.ch hat ihn vorgängig zu Goovejet, zu Sophie und natürlich zur LGBTI+ Community interviewt.

Wenn man all die grossen Hits des House aufzählen soll, dann fällt garantiert immer der Titel Groovejet (If This Ain‘t Love): Kaum ein andere Track hat das Genre derart geprägt wie dieser. Verantwortlich dafür ist der italienische Produzent und DJ Cristiano Spiller, oder kurz gesagt, einfach Spiller. Groovejet wurde zu einem wahren Überflieger und katapultierte Spiller weltweit in die Charts. Gerüchten zufolge soll der Hype auch Apple erfasst haben, und der Song soll dann sogar der Erste gewesen sein, der jemals auf einem iPod abgespielt wurde.

Für das noch junge, queere Zürcher Partylabel Disco Kitchen kommt Spiller nun am 18. Oktober ins Mascotte gleich am Sechseläutenplatz. Im Interview mit gay.ch erzählte der DJ und Produzent nun, wie Groovejet entstanden ist, wie sich die Clubszene für ihn seither verändert hat und was die LGBTI+ Community für ihn bedeutet.

gay.ch: Mit Groovejet hast du ein ganzes Musikgenre mitgeprägt: Wie hast du diesen Track geschrieben?
Spiller: Es ging alles sehr schnell. Nachdem ich „Love is You“ von Carol Williams zum ersten Mal gehört hatte, fing ich sofort an zu sampeln und zu schneiden und in 30 Minuten hatte ich die erste Demoversion, die fast identisch mit der fertigen Version ist. Die Version mit Sophie Ellis-Bextor kam erst ein Jahr später dazu. 

Wie bist Du auf Sophie Ellis-Bextor gestossen, die damals noch relativ unbekannt war und danach selbst eine sehr erfolgreiche Karriere startete?
EMI hatte mir einen Stapel CDs mit Sängerinnen zur Auswahl geschickt - ihre Stimme stach sofort heraus. Wir waren beide relativ unbekannt und hatten noch nie voneinander gehört. Ich hatte ein paar Platten, die in der Underground-House-Szene gut liefen, und sie war die Leadsängerin einer Indie-Rockband namens The Audience. 

Diese Kombination, du, Sophie und Groovejet, war auch ein grosser Erfolg in der LGBTI+ Community - bis heute: Hast du das von Anfang an erkannt? 
Um ehrlich zu sein, habe ich nie erkannt, dass es genau um diese Kombination ging. Für mich ging es mehr um die Musik ansich. Die italienische Clubszene, in der ich als DJ aufgewachsen bin, war einer der wenigen Orte, wo sich die LGBTQ-Community frei bewegen und ausdrücken konnte. Deshalb habe ich meine Musik immer mit diesem Publikum in Verbindung gebracht.

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Wenn du an die späten 90er und frühen 2000er Jahre zurückdenkst: Wie hat sich das Clubbing im Vergleich zu heute verändert?
Es war natürlich der Übergang von physischen zu digitalen Medien. Das waren magische Jahre mit neuen Kombinationen für House Music, Disco-House war gerade explodiert und der französische Touch eröffnete neue Wege der Bearbeitung und des Mixens von Samples. Wenn ich die heutige Clubbing-Szene vergleiche, denke ich, dass wir leider die Identität der Szenen fast vollständig verloren haben. Heutzutage findet man in einem Club in Sydney genau das Gleiche wie in einem Club in New York, mit gleich gekleideten Leuten, die die gleiche Musik hören und auf die gleiche Weise tanzen. Das war in den 90er Jahren nicht so. Aber ich glaube nicht, dass alles schlechter ist als damals. Das ganze Wissen, das uns durch das Internet zur Verfügung steht, sorgt für eine bessere Qualität der Soundsysteme und des Clubdesigns, und ich finde immer noch viele junge DJs und Produzenten mit der gleichen Leidenschaft wie damals. Und einige von ihnen leben dafür, nach Musik zu graben und haben ein grosses Wissen über die Diskografie jener Jahre und nutzen es, um neue, frische Sachen zu machen. 

House erlebt im Moment ein Revival: Welchen Bezug hast Du heute zu diesem Genre?
Im House habe ich meine Wurzeln, und das meine ich wirklich so, es ist mein Ausgangspunkt. Ich hatte sehr wenig musikalischen Hintergrund, bevor ich die Dance Music entdeckte. Dank House Music habe ich mich in all die anderen Genres verliebt, die mein Leben und meine Karriere beeinflusst haben, einschliesslich Disco und Latin Music. Meiner Meinung nach ist House das einzige Genre, das für so viele Einflüsse offen ist, wenn man die Anzahl der Subgenres betrachtet.

Am 18. Oktober wirst du in der Disco Kitchen in Zürich spielen: Auf was können sich die Gäste freuen? 
Tanzen! Das ist etwas, worauf ich mich immer freue.

Hauptbild: © James Mollison