ALBANIEN: Lesbisches Paar heiratet in Tirana - als Liebesprotest

ALBANIEN: Lesbisches Paar heiratet in Tirana - als Liebesprotest
Blütenblätter flogen durch die Luft, beide trugen ein weisses Brautkleid, zwei britische Pastoren waren vor Ort und auch den Brautstrauss warfen sie: Ein lesbisches Paar „heiratete“ auf dem Dach des Bürgermeisteramts in der albanischen Hauptstadt Tirana. Ein mutiger Protest mit dem das lesbische Paar zeigen will, dass sie sich trotz den Drohungen und dem Hass im Alltag nicht unterkriegen lassen und für ihre Rechte kämpfen werden.

In Albanien gibt es bislang weder ein Partnerschaftsgesetz noch die Ehe für alle, und somit haben gleichgeschlechtliche Paare keine Möglichkeit ihre Partnerschaft rechtlich anerkennen zu lassen um sich gegenseitig abzusichern. Um dieser Forderung aus der LGBTI+ Community Nachdruck zu verleihen haben Alba Ahmetaj und Edlira Mara in einer symbolischen Zeremonie auf dem Dach des Bürgermeisteramts „geheiratet“ - quasi als Liebesprotest.

Die gesamte Zeremonie war einer richtigen Hochzeit nachempfunden: So gab es einen Altar mit Blick über die Altstadt von Tirana, die Gäste warfen weisse Blütenblätter in die Luft und auch das Paar war in weiss gekleidet. Am Ende der „Trauung“ küssten sich die beiden Frauen, umarmten ihre gemeinsamen Zwillingstöchter und warfen schliesslich den Brautstrauss.

Zu diesem Schritt haben sich die beiden Frauen entschieden, nachdem sie massivst bedroht wurden. Am 10. Februar besuchte das Paar zusammen mit ihren Töchtern ein Café in Tirana, als sie plötzlich via Facebook Todesdrohungen erhielten. Sie würden von einem Scharfschützen mitten auf die Stirn geschossen, wenn sie sich noch einmal in diesem Café blicken lassen würden. Sie hätten tagelang Angst gehabt, als sie durch die Strassen gingen, und die Angst sei immer noch präsent, erklärte Mara dazu. Einschüchtern lassen wollen sie sich aber nicht, und deshalb zeigen sie öffentlich, dass sie weiterhin für ihre Rechte kämpfen werden.

Dass diese Zeremonie auf dem Dach des Bürgermeisteramts mit vielen Risiken verbunden ist, zeigte auch die Tatsache, dass das Gebäude unter Polizeischutz gestellt wurde, falls es zu Protesten kommen sollte. Dies auch, weil sie diesen Liebesprotest am Tag zuvor via Social Media angekündigt haben. Unter dem Post gab es unzählige, hasserfüllte und äusserst LGBTI+ feindliche Kommentare. Doch während der Zeremonie blieb es glücklicherweise ruhig.

Alba Ahmetaj und Edlira Mara sind mit ihrem Kampf für ihre Rechte zu Vorbildern für viele in der LGBTI+ Community geworden. Derzeit engagieren sie sich gerade vor Gericht dafür, dass sie beide als Eltern ihrer Zwillingstöchter anerkannt werden, und nicht nur die biologische Mutter. Sollten sie damit in Albanien scheitern, dann sind sie auch bereit bis nach Strassburg vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu gehen.

Die gleichgeschlechtliche Liebe ist in Albanien legal, doch LGBTI+ Feindlichenkeiten und Hassverbrechen sind weit verbreitet. Im Jahr 2009 versucht Staatspräsident Sali Berisha die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen, doch er scheiterte damit.