BRASILIEN: Homophober ist nun offiziell Bürgermeister von Rio
Es war im Oktober als Marcelo Crivella mit seiner rechten Partei, den brasilianischen Republikanern, die Wahlen um das Amt des Bürgermeisters in Rio de Janeiro gewann. Dies überraschte wenig, fand doch kurz vorher das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei statt. Crivella ist ein evangelikaler Bischof der Universellen Kirche des Königreich Gottes und entsprechend konservativ sind auch seine gesellschaftspolitischen Äusserungen, insbesondere gegenüber Homosexualität.
Während sich Rio de Janeiro bislang als LGBT-Hochburg im Tourismus positionierte, so dürfte dieses Image durch die Wahl Crivellas nun einen schweren Dämpfer erhalten. Der Geistliche hat sich immer wieder mit extrem homophoben Äusserungen in der Öffentlichkeit gemeldet, und besonders bei LGBT- und Menschenrechtsorganisationen für Kopfschütteln gesorgt. So erklärte er etwa, dass Homosexualität das Resultat von fehlgelaufenen Abtreibungen sei: Man solle sich nur mal vorstellen, man sei im Bauch der Mutter und diese wolle wegen einigen Problemen versuchen, einem umzubringen, doch sie schaffe es einfach nicht. Wie solle man so später der Welt entgegentreten, dies sei sehr schwierig, führt er seine Theorie weiter aus.
Marcelo Crivella trat unter anderem mit dem Wahlversprechen an, in Rio mit den Verbrechen aufzuräumen, zudem bekamen nicht nur die Schwulen, Lesben und Transgender ihr Fett weg. Katholiken seien dämonisch, wetterte er auch schon, und Hindus würden gar das Blut ihrer Kinder trinken. Solche Theorien verbreitete Crivella nicht zuletzt auch von der Kanzel in seiner Kirche.
Die Universelle Kirche des Königreich Gottes ist mit rund acht Millionen Anhängern eine der grösseren evangelikalen Kirchen in Brasilien. Gegründet wurde sie vom milliardenschweren Onkel von Crivella. Es gibt deswegen auch immer wieder Anschuldigungen betreffend Korruption, Geldwäsche, Verleumdungen und anderer Betrügereien. Als die Evangelikalen ihre Macht ab den 1970ern, gefördert von Kirchen aus den USA, in Brasilien aufzubauen begannen, lag ihr Anteil noch bei rund fünf Prozent. Heute machen sie bereits gegen 25 Prozent in der Bevölkerung aus.
Obwohl Brasilien eine grosse LGBT-Community und mit Sao Paulo auch die weltweit grösste Gay Pride beherbergt, gehört Homophobie und die Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transgender zur Tagesordnung. So passieren Schätzungen zu folge rund die Hälfte aller Morde an Transgender, sowie rund 40 Prozent aller Verbrechen an LGBTs auf der Welt in Brasilien. Laut der Organisation Gay Da Bahia gibt es praktisch täglich einen Mord an einem LGBT, und dies sind nur die Fälle, bei denen die sexuelle Neigung respektive die Geschlechteridentität des Opfers bekannt ist. Die Dunkelziffer dürfte sogar noch um einiges höher liegen.