EU: Weniger Diskriminierungen, aber mehr Gewalt gegen LGBTI+ in der EU

EU: Weniger Diskriminierungen, aber mehr Gewalt gegen LGBTI+ in der EU
Immer mehr Menschen in der Europäischen Union gehen offen mit ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Geschlechtsidentität um, doch gleichzeitig haben auch Mobbing, Belästigungen und Gewalt einen neuen Höchststand erreicht. Inbesondere an den Schulen ist das Problem massiv, wie eine neue EU-Umfrage aufzeigt. Die queeren Menschen, welche sich diskriminiert fühlen, nahmen hingegen im selben Zeitraum ab, sind jedoch noch immer auf einem hohen Niveau.

Wie bereits drei Jahre zuvor, so führte die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) auch von Juni bis August 2023 eine breitangelegte Online-Umfrage unter queeren Menschen durch. Dabei nahmen mehr als 100‘000 Mitglieder der LGBTI+ Community teil, welche entweder in den 27 EU-Mitgliedsstaaten oder in den offiziellen Beitrittskandidaten Albanien, Nordmazedonien oder Serbien leben. Nun wurden die Resultate dieser Befragung veröffentlicht.

Dabei gaben 36 Prozent der Befragten an, dass sie sich im vergangenen Jahr in mindestens einem Lebensbereich diskriminiert gefühlt haben. Dies entspricht insgesamt sechs Prozent weniger als bei der letzten Erhebung im Jahr 2019, jedoch ist der Anteil immer noch sehr hoch. Mit 61 Prozent erlebten demnach intersex Menschen am häufigsten Diskriminierungen, gefolgt von trans Menschen mit 54 Prozent. Dies waren gleichzeitig auch jene Bevölkerungsgruppen mit einem Anteil über 50 Prozent. Der höchste Wert in Bezug auf die einzelnen Länder wurde dabei in Bulgarien und Zypern festgestellt - beide mit 48 Prozent.

Die dabei untersuchten Lebensbereiche umfassen das Arbeitsumfeld, die Bildung, die Gesundheitsvorsorge, sowie der Kontakt mit den Behörden, in Restaurants, Clubs und Bars. Dabei wurde auch festgestellt, dass der Hass und die Diskriminierung oftmals auch von den Behörden und der Regierung ausgeht. So erklärten im EU-Durchschnitt nur gerade 26 Prozent, dass sie spüren, dass ihre Regierung etwas gegen Vorurteile und Intoleranz unternimmt. Ungarn hatte dabei mit nur gerade drei Prozent den tiefsten Wert.

Während die Fälle der von Diskriminierung betroffenen, queeren Menschen zurückging, stieg der Anteil jener, welche körperliche respektive sexuelle Gewalt erlebten jedoch an. So erklärten 14 Prozent der Befragten, dass sie in den vergangenen fünf Jahren Opfer eines körperlichen oder sexuellen Angriffs wurden. Dies entspricht einer Zunahme von drei Prozent innerhalb der vergangenen drei Jahre. Auch hier gehörten inter und trans Menschen am häufigsten zu den Betroffenen. In Bezug auf die Länder wiesen Bulgarien mit 18 Prozent und Lettland mit 17 Prozent die höchsten Werte aus.

Bereits mehr als die Hälfte aller Befragten gaben zudem an, dass sie in den vergangenen fünf Jahren Opfer von aus Hass motivierten Belästigungen wurden. Dies ist eine deutliche Zunahmen seit der letzten Befragung im Jahr 2019, als noch rund ein Drittel davon betroffen war. Auch die Zahlen betreffend Mobbing an Schulen gehen derzeit durch die Decke: Während 2019 noch rund ein Drittel erklärte, dass sie Mobbing erlebten, so waren es bei der aktuellen Umfrage bereits zwei Drittel.

Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), welche ihren Sitz in Wien hat, erklärte in ihrem Bericht, dass queere Menschen heute zwar offener mit ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Geschlechtsidentität umgehen, aber gleichzeitig immer häufiger Gewalt, Belästigungen und Mobbing ausgesetzt sind. Auch wenn es Anzeichen für Fortschritte gibt, so würden Mobbing, Belästigungen und Gewalt eine ständige Bedrohung darstellen, heisst es im Bericht weiter.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer