EUROPA: Mehr Politik, weniger Party - die Pride Saison 2021
Nachdem die Prides im vergangenen Jahr fast überall auf der Welt der Pandemie zum Opfer gefallen sind, so hofften die Veranstalter, dass es in diesem Jahr wieder ein Schritt zurück zur Normalität gibt. Doch nicht zuletzt aufgrund der noch immer nicht vollständig gebannten Gefahr einer dritten oder gar vierten Welle, sehen sich viele Pride-Veranstalter gezwungen, auch in diesem Jahr nochmals kleiner zu planen. Doch eines ist jetzt schon sicher: Die Pride in diesem Jahr soll wieder politischer werden - und wenn auch gezwungenermassen - weniger Party. Dies haben die grössten Prides in Europa angekündigt.
Statt der grossen Paraden und Parties soll es mehrere Anlässe für ein kleineres Publikum geben. Dies haben auch die Veranstalter der WorldPride in Kopenhagen bekanntgeben. Während die letzte WorldPride vor zwei Jahren in New York noch geschätzte fünf Millionen Menschen anzog, so hat Kopenhagen bekanntgegeben, dass man aufgrund des immer noch erheblichen Risikos durch Corona auf die grosse Parade verzichten werde. Stattdessen soll es mehrere Protestzüge durch die Stadt geben, welche von LGBTI+ Aktivist:innen und deren Organisationen angeführt werden.
Auch der CSD Berlin wird in diesem Jahr seinen Fokus auf politische Themen statt auf Parties setzen. Es gebe viele Gründe in Deutschland um in diesem Jahr noch politischer zu werden, so etwa das Blutspendeverbot und die noch immer geltende Ungleichbehandlung von Regenbogenfamilien, heisst es von den Organisatoren des CSD. Bei der letzten Pride 2019 kamen insgesamt rund 800‘000 Teilnehmende in die deutsche Hauptstadt.
Man wisse noch nicht, welche Social Distancing-Regeln im Juli gelten werden, heisst es auch bei der grössten Pride Europas, jener in Madrid. Während vor rund zwei Jahren noch gegen zwei Millionen Menschen in der Innenstadt feierten, so werden es diesmal schon alleine wegen den Reiseeinschränkungen deutlich weniger sein. Man werde aber sicher auf die Strasse gehen, versichern die Veranstalter. Man wolle nicht noch ein Jahr verlieren. Eine Massnahme ist aber bereits jetzt sicher: Es wird keine Wagen geben, welche die Pride in diesem Jahr begleiten, stattdessen plane man zwischen dem 25. Juni und dem 4. Juli eine Serie an politischen Anlässen.
In London wiederum wurde die Pride auf den 11. September verschoben, verbunden mit der Hoffnung, dass aufgrund der Impfbemühungen möglichst wieder Normalität einkehren kann. Gerade ältere LGBTI+ Aktivist:innen wie Peter Tatchell fordern jedoch, dass im Juni trotzdem ein kleiner Anlass unter dem Stichwort Reclaim Pride stattfinden soll - quasi zurück zu den Anfängen, als die politischen Botschaften und Anliegen noch im Zentrum standen. So fand die Pride bereits im vergangenen Jahr statt, als einige LGBTI+ Aktivist:innen trotz der abgesagten grossen Pride durch die Innenstadt marschierten um an das 50. Jubiläum der London Pride zu erinnern.
In Zürich hat man sich entschieden, den Demonstrationsumzug auf den 4. September zu verlegen, um einer möglichst grossen Anzahl die Teilnahme zu ermöglich und um ihnen ein sichereres Gefühl zu geben. Wie bereits vor einigen Wochen angekündigt, wird es zudem auch kein Pride Festival geben, stattdessen wird mit pride tv ein Anlass aus dem Moods live übertragen. Durch das Thema Trau Dich! Ehe für alle jetzt! kann die Zurich Pride ein wichtiges Zeichen für die bevorstehende Volksabstimmung über die Ehe für alle setzen, welche am 26. September stattfinden wird.
In der Schweiz sind in diesem Jahr zudem noch weitere Prides geplant, darunter in Chur. Unter dem Motto Krüz und Queer wird die Khur Pride am 28. Juni stattfinden. In Luzern wird zudem am 22. August erstmals eine Pride Zentralschweiz durchgeführt, und die Geneva Pride soll unter dem Titel FIER-E-X-S vom 9. bis zum 12. September über die Bühne gehen.