FRANKREICH: 6 LGBTI+ Organisationen verklagen rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten
Bei den Umfragen für die im Juni anstehenden, französischen Präsidentschaftswahlen kommt er auf Platz 3 oder 4, dies ist insbesondere deshalb erschreckend, da mit Marine Le Pen noch eine weitere Rechtsaussen-Kandidatin antritt, welche derzeit auf Platz 2 liegt. Die Wahlen finden am 10. April statt, und sollte keiner der Kandidat:innen die absolute Mehrheit erhalten, und davon ist derzeit auszugehen, dann wird es am 24. April zur Stichwahl kommen.
Zemmour liebt es zu provozieren, und hat dabei immer mal wieder geschichtliche Fakten verdreht oder als unwahr beschrieben. In seinem Buch mit dem Titel „Der französische Suizid“ sprach er vom Untergang Frankreichs aufgrund der Zuwanderung, des Feminismus und des staatlichen Strebens nach der sozialen Gleichheit. In diesem Buch behauptete er aber auch, dass Vichy-Frankreich während dem Zweiten Weltkrieg in Tat und Wahrheit Juden beschützt habe. Tatsache ist jedoch, dass das damalige Vichy-Frankreich mit Nazi-Deutschland kollaboriert und bei der Deportation aktiv mitgeholfen hat.
Im vergangenen Jahr stellte er auch sein Parteiprogramm mit dem Titel „Frankreich hat das letzte Wort noch nicht gesprochen“ vor. Darin schrieb er, dass es eine Legende sei, dass Homosexuelle aufgrund ihrer sexuellen Orientierung aus Frankreich deportiert worden seien. Laut Wissenschaftlern soll das Land aber während dem Zweiten Weltkrieg in mindestens 500 Fällen schwule Männer verhaftet zu haben.
Aufgrund dieser erneuten Leugnung von Teilen der französischen Geschichte während dem Zweiten Weltkrieg haben nun sechs französische LGBTI+ Organisationen beschlossen, Eric Zemmour anzuklagen. Sie beziehen sich dabei auf ein Gesetz aus dem Jahr 1990, welches die Leugnung des Holocausts strafbar macht, und welches damals eingeführt wurde um den Antisemitismus zu bekämpfen. Die sechs klagenden Organisationen sind Adheos, Inter-LGBT, Mousse, Quazar, SOS Homophobie und Stop Homophobie.
Diese Klage gegen Eric Zemmour ist das erste Mal, dass jemand explizit wegen der Leugnung homosexueller Opfer angeklagt wird. Auch die französische Regierung selber tat sich lange schwer diese Opfer anzuerkennen. Bis 1995 waren LGBTI+ Aktivist:innen noch offiziell nicht zu Gedenkveranstaltungen in Bezug auf den Holocaust eingeladen. Darauf dauerte es nochmals mehr als 15 Jahre bis die Erwähnung homosexueller Opfer zur Norm wurde.
Da die Aufarbeitung homosexueller Opfer während des Zweiten Weltkriegs erst ab den 1970er Jahren ernsthaft in Angriff genommen wurde, kann nur von Schätzungen ausgegangen werden. Demnach sollen zwischen 10‘000 und 15‘000 Homosexuelle in Konzentrationslager verschleppt oder Opfer medizinischer Versuche wie Kastrationen geworden sein.
Der Begriff des Holocaust bezieht sich meist auf die systematische Ermordung der europäischen Juden, und manchmal werden auch noch die Roma mit einbezogen. Eher selten werden darunter die gesamten Verbrechen der Nationalsozialisten, also auch die Homosexuellenverfolgung verstanden.