INDIEN: Erster Mann wegen schwulem Sex freigesprochen
Sie haben 1994 geheiratet, und ein paar wenige Jahre später erfuhr die Ehefrau von den homosexuellen Neigungen ihres Mannes. Die Frau ging im Jahr 2009 schliesslich zur Polizei um ihren Mann wegen gleichgeschlechtlichen Kontakten anzuzeigen. Diese galten in Indien bis im September des letzten Jahres als widernatürliches Verhalten und waren deshalb unter der Section 377 strafbar. In den folgenden Jahren wiesen Richter an diversen Gerichten immer wieder Klagen von ihr ab, etwa wegen Grausamkeiten gegenüber seiner Frau, oder wegen vorsätzlichen verletzens ihr gegenüber. Einzig die Anklage aufgrund der Section 377 wurde jeweils von den Richtern aufrechterhalten.
Nun ist das streitende Ehepaar vor dem Obergericht in Bombay angelangt, und dort wurde nun auch die Anklage wegen gleichgeschlechtlichem Sex nach der Section 377 aufgehoben und der Mann wurde freigesprochen. Die Richter begründeten ihr Urteil unter anderem auch damit, dass sowohl der Ehemann, wie auch die Ehefrau einvernehmliche, aussereheliche Beziehungen geführt haben. Auch wenn möglicherweise ein Scheidungsgrund vorliege, so gebe keine Verletzung aufgrund der Section 377, da es sich bei beiden Partnern um Erwachsene handle, und da die sexuelle Beziehung einvernehmlich sei. Die Klägerin sei zwar gekränkt worden, heisst es weiter, doch sie könne sich nicht auf die Section 377 berufen.
Damit ist erstmals seit der Legalisierung des gleichgeschlechtlichen Sexualakts ein Mann wegen diesem Anklagepunkt freigesprochen worden. Die Section 377 wurde von den Briten in Indien eingeführt und war seit einigen Jahren stark unter Druck geraten. Weder die Politik noch die Richter sahen sich aber lange dazu befähigt, diese Section abzuschaffen. Erst im vergangenen Jahr entschied schliesslich das Oberste Gericht Indiens, dass Homosexualität vollständig legalisiert wird, indem die Section 377 ersatzlos gestrichen wird...