INDIEN: Es braucht mehr Engagement für die LGBTI+ Rechte
Es war ein Paukenschlag im vergangenen Herbst, als das Oberste Gericht Indiens nach jahrelangem Hickhack zwischen der Justiz und der Politik ein Machtwort sprach und urteilte, dass gleichgeschlechtliche Aktivitäten fortan nicht mehr strafbar sind. Eine der führenden Menschenrechtsorganisationen des Landes, die International Commission of Jurists (ICJ), fordert nun aber, dass Indien mehr gegen die Diskriminierung und für die Rechte von LGBTI+ unternehmen müsse. Das Urteil des Supreme Court habe das Fundament dafür gelegt, auf welchem nun aufgebaut werden könne.
So fordert der ICJ unter anderem, dass nun weitere Gesetze, welche bereits jetzt gelten, geschlechtsneutral umformuliert werden sollen. So sollen etwa auch jene Gesetze gegen Vergewaltigung, Stalking oder gegen sexuelle Belästigung auch auf LGBTI+ ausgedehnt werden um deren Schutz zu verbessern. Seine Forderungen publizierte der ICJ in einem 152 Seiten starken Bericht mit dem Titel Living with Dignity: Sexual Orientation and Gender Identity (SOGIE)-Based Human Rights Violations in Housing, Work and Public Spaces in India. Dafür hat die Gruppe zwischen Juli und Dezember des vergangenen Jahres 65 Interviews in sechs indischen Bundesstaaten durchgeführt.
Die LGBTI+ Community erlebt aktuell Diskriminierungen in verschiedenen Lebensbereichen im Alltag. So werden ihnen durch die Regierung, aber auch durch die Privatwirtschaft oft Häuser und Wohnungen verweigert, weshalb sie meist abgeschirmt von der Gesellschaft leben. Zudem werden sie von Vermietern, Nachbarn, Familienmitgliedern und sogar von der Polizei schikaniert. Geht es um die Arbeitswelt, so werden LGBTI+ oft bereits beim Vorstellungsgespräch diskriminiert und aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität nicht berücksichtigt. Weiter fordert die ICJ auch ein Verbot von Conversion Therapien. Für all diese Anliegen soll eine öffentliche Kampagne lanciert werden, um die Gesellschaft darüber zu informieren und aufzuklären...