INDIEN: Immer mehr Geschäfte sehen LGBTI+ als Zielgruppe
Es war ein historisches Urteil im September 2018 als das Oberste Gericht Indiens die Section 377 abschaffte und Homosexualität damit endgültig legalisiert wurde. Schon alleine in diesen wenigen Monaten hat sich ein Wandel in der Wirtschaft eingestellt, wie die Thomas Reuters Foundation berichtet, und verschiedenste Geschäfte versuchen bereits die Aufmerksamkeit der LGBTI+ Community für sich zu gewinnen. Der Hintergrund ist einfach: In Indien leben geschätzte 56 Millionen Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans und inter Menschen, welche laut Out Now Consulting umgerechnet eine Wirtschaftskraft von rund 112 Milliarden Schweizer Franken haben.
Aufgrund der bis vor kurzem geltenden Anti-Gay-Gesetze kümmerte sich kaum jemand um die Community, und aus diesem Grund gibt es dort noch enormes Potential. In den kommenden Monaten und Jahren soll dieser Markt aber nun enorm wachsen, zeigt sich Out Now Consulting überzeugt. Das Gerichtsurteil habe zu einem drastischen Wechsel in der Haltung gegenüber der Community geführt, und viele Firmen setzen nun auf sichtbaren Support und beziehen LGBTI+ in ihre Marketingstrategien mit ein.
Doch es gibt auch die Befürchtung, dass dieser Effekt nur von kurzer Dauer sein könnte. Es besteht die Möglichkeit, dass die Firmen aufgrund des Gerichtsurteil nun euphorisch „pinkwashing“ betreiben, und danach wieder davon absehen – so wie es teilweise auch im Westen passiert insbesondere im Juni rund um die Pride Season. Dies ist nicht wünschenswert, erklärt beispielweise ein LGBTI+ Aktivist, denn die Unterstützung sei immer nötig, und nicht nur wenn es ums Geld geht.
Ein Hotelbesitzer meint weiter, dass die Community einfach zu gross sei, um sie vernachlässigen zu können. Hinzu kommt, dass die Zahl der LGBTI+ noch stark anwachsen wird, da seit dem Gerichtsurteil immer mehr auch tatsächlich zu ihrer Geschlechtsidentität oder zu ihrer sexuellen Neigung stehen...