INDIEN: Prozess zur Legalisierung von Homosexualität beginnt

INDIEN: Prozess zur Legalisierung von Homosexualität beginnt
Die ersten Anhörungen vor dem Obersten Gericht Indiens zur Legalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex beginnen am Dienstag. Aufgrund früherer Urteile der Richter stehen die Zeichen für die Abschaffung des Artikel 377, welcher noch aus britischer Kolonialzeit stammt, gut. Damit werden vielleicht schon bald 1.3 Milliarden Menschen in einem Land leben, in welchem Homosexualität endlich entkriminalisiert ist...

Homosexualität war schon einmal legal in Indien: Damals im Jahr 2009 schaffte ein Obergericht in New Delhi den Artikel 377, welcher gleichgeschlechtlichen Sex bestraft, ab. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn bereits vier Jahre später griff das Oberste Gericht Indiens ein und entschied, dass die Richter in New Delhi ihre Kompetenzen überschritten haben und erklärten damit deren Urteil für nichtig. Damit wurde der schwullesbische Sex wieder kriminalisiert. Das Gericht forderte gleichzeitig die Politik auf, die rechtlichen Grundlagen im Gesetz zu schaffen, damit der Artikel 377 auch tatsächlich abgeschafft werden kann. Politisch passierte allerdings praktisch nichts, da sich kaum jemand wagte, das heisse Eisen Homosexualität anzusprechen, aus Angst, Wähler zu verlieren. Schliesslich erklärte sich das Oberste Gericht trotzdem einverstanden, sich nochmals mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Am Dienstag beginnen nun die ersten Anhörungen vor Gericht, um Homosexualität tatsächlich zu entkriminalisieren. Die Zeichen dazu stehen nicht schlecht, haben die Obersten Richter doch in der Vergangenheit bereits mehrfach zu Gunsten der LGBT-Community geurteilt. So hiess es im August 2017 etwa, dass die Privatsphäre ein wichtiger Teil des Rechts auf Leben und die persönlichen Freiheiten sei. Ein Urteil, welches die Vertreter der LGBT-Community nun nutzen wollen, um die eigene Sexualität ebenfalls als Teil der Privatsphäre darzustellen. Weiter spielt den LGBTs auch die jüngste Entscheidung der Indian Psychiatric Society IPS in die Hände. Der wichtigste und einflussreiche Berufsverband der Psychiater erklärte, dass sie Homosexualität als Variante der menschlichen Sexualität beurteilen, wie auch Hetero- und Bisexualität. Es sei keine psychiatrische Erkrankung. Zusätzlich unterstütze die IPS die Entkriminalisierung von Homosexualität.

Das Oberste Gericht gab als Deadline für die Anhörungen zu diesem Thema den Juli an, doch es kam zu Verzögerungen, da immer wieder Richter ausgetauscht wurden. Zur aktuellen Besetzung gehört nun der Oberste Staatsrichter von Indien, Dipak Misra, sowie die Richter RF Nariman, A M Khanwilkar, DY Chandrachud und Indu Malhotra.