INDONESIEN: Grösste islamische Gruppierung fordert Kriminalisierung von Homosexualität
Eigentlich steht die islamische Gruppierung Nahdlatul Ulama (NU) für eine eher moderate Interpretation der religiösen Schriften, doch im gegenwärtigen Klima, welches in Indonesien herrscht, wird auch diese Gruppierung immer konservativer. Die NU, welche nach eigenen Angaben rund 50 Millionen Mitglieder in Indonesien hat, erklärte in einem öffentlichen Statement, dass man die Existenz von LGBT-Organisationen und deren Aktivitäten nicht anerkenne, zudem finde man, dass die sexuelle Orientierung der Schwulen, Lesben und Transgender nicht mit der Natur des Menschen zu vereinbaren sei. Aus diesem Grund forderte die Gruppierung die Regierung auf, Homosexualität und LGBT-Aktivismus zu verbieten.
Die Forderung platziert Nahdlatul Ulama nur wenige Wochen, nachdem sich einige hochrangige Politiker mit äusserst homophoben Äusserungen in der Öffentlichkeit meldeten. So erklärte in der letzten Woche zudem auch die führende Dachorganisation der Psychiater, dass Homosexualität und Transgender eine Geisteskrankheit sei, welche mit den richtigen Mitteln geheilt werden könne. Aus diesem Grund forderte die NU auch, dass man alle Menschen, welche LGBT-Charakteristiken aufweisen, heilen solle, damit sie wieder „normal“ werden.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Homosexualität im Jahr 1970 von der Liste der psychischen Krankheiten gestrichen. In Indonesien findet derzeit jedoch ein Gegentrend statt: Konservative Kräfte drängen sich an die Macht und machen sich auch lauthals bemerkbar. Homosexualität und gleichgeschlechtlicher Sex ist in Indonesien trotz seiner muslimischen Mehrheit kein Verbrechen, jedoch ein grosses Tabu in weiten Teilen des Landes. Mit seinen rund 250 Millionen Einwohner ist Indonesien zudem das bevölkerungsreichste, muslimische Land der Welt.