ISRAEL: 25‘000 nahmen an der Jerusalem Pride teil
Rund 2000 Polizisten waren im Einsatz um die Teilnehmer der Jerusalem Pride zu schützen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren so hoch wie noch nie, so konnten die Teilnehmer nur an einer Stelle auf die Parade-Strecke gelangen, nachdem sie sich einer Kontrolle unterzogen haben. Diese Massnahmen waren nötig, nachdem im vergangenen Jahr ein ultraorthodoxer Jude auf mehrere Pride-Teilnehmer einstach und dabei sechs Personen teils schwer verletzte. Die 16-jährige Shira Banki ist gar an den Folgen des Angriffs gestorben. Der Täter wurde vor wenigen Wochen zu einer lebenslangen Haftstrafe plus 31 Jahren verurteilt. Er wurde kurz vor der letztjährigen Pride aus dem Gefängnis entlassen, wo er eine 10-jährige Haftstrafe absass, weil er bereits im Jahr 2005 eine Messerattacke auf die Jerusalem Pride verübte.
Wie im Vorfeld der Pride bekannt wurde, plante der Täter offenbar aus dem Gefängnis heraus eine weitere Attacke auf die Jerusalem Pride. Diese Pläne konnten aber verhindert werden. Aus diesem Grund wurden aber trotzdem die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft. Rund 25‘000 zogen trotz diesen Umständen durch die Strassen von Jerusalem um ein Zeichen für Toleranz, Akzeptanz, sowie für die LGBT- und die Menschenrechte zu setzen. Dabei waren auch sehr viele Heterosexuelle dabei, welche ihrerseits ihre Unterstützung für die Schwulen, Lesben und Transgender zeigen wollten.
Gerade in streng religiösen Kreisen ist die Pride verhasst. Um diese nicht zu verärgern hat daher der Bürgermeister von Jerusalem, Nir Barkat, bereits einige Tage vor dem Anlass erklärt, dass er nicht an der Parade mitmarschieren werde. Als es darauf aber massive Kritik hagelte, kam er trotzdem und legte an jenem Ort Blumen nieder, wo Shira Banki ermordet wurde. Er erklärte zudem, dass er den Schmerz und die Kritik daran verstehe, doch er habe einen anderen Weg gewählt um Shira Banki zu gedenken.
Selbst der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hat sich mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit gewandt, um dem Tod der 16-Jährigen zu gedenken. In seiner Ansprache rief er die Stadt am Tag der Pride auf, sich vereint zu zeigen. Unsere Brüder und Schwestern der LGBT-Community seien auch ein Teil der israelischen Gesellschaft. Es seien alle eine Familie. Man respektiere einander und akzeptiere einander. Alle seien Israelis, alle seien Bürger dieses Landes und alle seien die gleichen Menschen, erklärte er unter anderem. Die heutige Pride sei nicht bloss ein Marsch für die LGBT Community, es sei nicht nur für eine Gruppe und es sei keine Parade für das „dafür“ oder „dagegen“, sondern, es sei ein Marsch für alle, ein Marsch dafür, dass alle gleich seien…