JAMAIKA: Eine der wichtigsten Zeitungen im Land will Anti-Gay-Gesetze abschaffen
Das Gesetz, welches schwulen Sex verbietet, sei anstössig und nicht zeitgemäss. Dies schreibt The Jamaican Gleaner in seinem Editorial, und zusätzlich wird darin auch das Engagement des jamaikanischen LGBT-Aktivisten Maurice Tomlinson gelobt, welcher einen Gerichtsprozess angestrengt hat um dieses Gesetz zu kippen, da es seiner Meinung nach gegen die Verfassung verstosse. Weiter heisst es in der Zeitung, dass dieses Gesetz auch ein Angriff auf die Würde und das emotionale Befinden eines wichtigen Teils der jamaikanischen Bevölkerung sei, nämlich jener Männer und Frauen, welche homosexuell sind. Diese hätten keine Möglichkeit, ihre Zuneigung zu einander öffentlich zu zeigen, nicht mal im privaten, und auch körperliche Intimitäten mit Personen, welche sie lieben und mit welchen sie eine sexuelle Beziehung unterhalten möchten, seien nicht möglich.
Im Editorial werden auch Vorfälle in der jüngsten Vergangenheit aufgegriffen, wie etwa jene Übergriffe von Gangs und Gruppierungen, welche LGBTs an verschiedenen Orten auf der Insel attackierten. "Wenn dich der Staat nicht kriegt, dann übernehmen dies Bürgerwehren", beschreibt die Zeitung die Situation der LGBTs im Land weiter. Dies treibe die Schwulen, Lesben und Transgender noch mehr in den Untergrund. Es verwundere aus diesem Grund auch nicht, dass Jamaika bei den Männern, die mit Männern Sex haben, die höchsten HIV/Aids-Raten auf der nördlichen Erdhalbkugel habe. Dieses derzeit geltende, alte und unnötige Gesetz gegen schwulen Sex verschärfe die Gesundheitssituation im Land weiter.
Der angesprochene LGBT-Aktivist Maurice Tomlinson begrüsste zwar die klare Haltung und die Unterstützung des Jamaican Gleaner, doch er kritisiert auch, dass der Jamaican Star aus dem selben Verlagshaus nicht die selbe Haltung öffentlich vertritt. Diese Zeitung sei mehr ein Boulevardblatt und populistischer und hätte daher auch noch eine andere Zielgruppe. The Gleaner habe schon mal einen ähnlichen Bericht veröffentlicht, und es habe sich leider nicht viel mehr getan, als dass die Debatte über dieses Gesetz ein wenig neu entfacht wurde.
In Jamaika ist Homo- und Transphobie tief in der Kultur verankert. Am 10. Dezember organisierten beispielsweise Anti-Gay-Gruppierungen eine Demonstration im Emancipation Park in der Hauptstadt Kingston. Sie würden eine Mauer aufbauen, um Familien zu schützen, war ihre Botschaft. Dazu gab es Tanzeinlagen, Konzerte, Musik und weitere Live Performances um Stimmung gegen Homosexuelle zu machen. Doch trotz dieser Rückschläge gab es auch erfreuliches in diesem Jahr. So konnte die LGBT-Community in diesem August erstmals eine Pride abhalten.