MAROKKO: Erster Suizid durch Aufruf zu Massen-Outing bestätigt

MAROKKO: Erster Suizid durch Aufruf zu Massen-Outing bestätigt
Der indirekte Aufruf der türkischen Influencerin auf Instagram, Profile auf schwulen Dating Apps zu eröffnen um damit herauszufinden, wer in der Umgebung alles schwul ist, hat neben LGBTI+ feindlicher Gewalt und Diskriminierung nun auch ein erstes Todesopfer gefordert. Ein 21-jähriger Mann hielt dem enormen Druck in Marokko nicht mehr stand und verübte Suizid...

Nachdem die türkische Beauty-Influencerin Naofal Moussa ihren damals rund 627‘000 Followern erklärte, wie sie Profile auf schwulen Dating Apps wie Grindr oder Planet Romeo eröffnen können, um zu sehen, wer in ihrer Umgebung alles schwul ist, begann eine Welle der Gewalt in Marokko. Zahlreiche Gays berichteten über Gewalttaten, Prügelattacken, auch von Familienmitgliedern, Drohungen, oder dass sie von den Familien verstossen und aus dem Haus geworfen wurden. Andere sind offenbar gar verschwunden oder haben sich das Leben genommen. Aufgrund der aktuellen Lage ist es aber schwierig einen Überblick zu haben, und so wurden diese Fälle bislang, bis auf einen Suizid, noch nicht bestätigt.

Wie ein Journalist aus Marokko berichtet, gibt es nun aber einen ersten, bestätigten Suizid, welcher auf die Äusserungen Moussas zurückzuführen war. Der 21-jährige Mann studierte in Frankreich und kam zu seiner Familie in Marokko zurück, um dort die Zeit während der Coronakrise zu verbringen. Human Rights Watch ist derzeit daran, die weiteren Hintergründe der Tat in der Hauptstadt Rabat zu untersuchen. Wie der Journalist weiter schreibt, wusste die Mutter des jungen Mannes nicht, weshalb er sich umgebracht hat. Seine Freunde wiederum bestätigten aber die Gründe für den Suizid.

Wie Human Rights Watch mitteilt, diskriminiere das Gesetz in Marokko die LGBTI+ Community massiv, und das wirke wie eine Brutstätte für diese Art von Missbrauch. Es würde zudem zu Missbrauch und Diskriminierung ermutigen, da die Leute das Gesetz auf ihrer Seite wissen. In Marokko können gleichgeschlechtliche Aktivitäten, und dazu zählt schon küssen, mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.

Das Instagram-Profil von Moussa wurde gleich nach bekanntwerden ihres Aufrufs gesperrt. Besonders unverständlich ist ihre Tat, da sie selber transgender ist, und damit um die Probleme der LGBTI+ in der muslimischen Welt wissen sollte.

Mittlerweile haben zudem auch die Dating Apps reagiert. Wie Planet Romeo mitteilt, sei man schockiert gewesen, als man durch eine lokale LGBTI+ Organisation auf den Aufruf aufmerksam gemacht wurde. Man habe darauf aber gleich eine Warnung an alle 41’000 User der App in Marokko verschickt. Zudem habe man alle neuen Profile, welche ab dem Zeitpunkt des Aufrufs neu registriert wurden, gelöscht. Auch habe man Facebook kontaktiert, damit die Gruppen dort gelöscht werden, in welchen Gays mittels Screenshots ihrer Dating Profile öffentlich geoutet wurden. Auch Facebook bestätigte, dass man alles unternehme um diese Gruppen zu finden und zu löschen.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch