MAROKKO: Angst und Panik macht sich unter Gays breit
Gleichgeschlechtliche Aktivitäten können in Marokko mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden, und auch die LGBTI+ feindliche Gewalt und Ausgrenzung von Mitgliedern der Community ist in der Gesellschaft massiv. Nicht zuletzt aus diesem Grund machte sich in diesen Tagen unter den schwulen Männern Angst und gar Panik breit. Verantwortlich dafür ist Naofal Moussa aka Safia Talouni, eine Transfrau aus der Türkei, welche ihre Live Series auf Instagram dazu nutzte, um Hetero-Frauen dazu aufzufordern Gay Dating Apps downzuloaden, Profile zu eröffnen und um damit schwule Männer in ihrer Nachbarschaft aufzuspüren. Auf Instagram, ihr Konto wurde inzwischen auf Druck von LGBTI+ Organisationen gelöscht, hatte sie immerhin 627'000 Follower, und ihre Live Series werden von jeweils bis zu 100'000 Usern gesehen.
In ihren Videos gab die eigentlich als Beauty Influencerin bekannte Moussa detaillierte Angaben, wie die Frauen vorgehen sollen. So nannte sie unter anderem Grindr, Planet Romeo und Hornet. Nach dem Download der App sollen sie Fake Profile eröffnen und darin schreiben, dass sie bottom seien, quasi als deutliche Aufforderung zum Sex. Die Apps würden dann zeigen, welche Gays sich in ihrem Umfeld befinden: 100 Meter, 200 Meter oder auch nur einen Meter entfernt. Es könnte sogar ihr Sohn oder ihr Vater sein, ihr Counsin oder ihr Onkel, so Moussa weiter. Dabei forderte sie die Frauen nicht explizit auf, jagt auf Schwule zu machen, doch genau das passierrt jetzt.
In den vergangenen Tagen sind bereits Bilder von Schwulen in geschlossenen, und mit homophoben Titeln versehenen Facebook-Gruppen aufgetaucht. Einige Screenshots, welche dort veröffentlicht wurden, zeigte Naofal Moussa darauf auch in ihren Live Series. Die Opfer, welche von den Frauen aufgespürt wurden, sind darauf mit extrem LGBTI+ feindlichen Morddrohungen eingedeckt worden und leben seither untergetaucht und voller Angst. Bereits sind Dutzende von Männer so geoutet worden, teilweise wurden sie von ihren Familen aus dem Haus geworfen oder werden erpresst.
Der Grund, weshalb die Influencerin dies gemacht hat, ist nicht klar und darüber kann nur spekuliert werden. Sicher ist, dass sie es als Transfrau überhaupt nicht einfach hatte in der Türkei. Sie soll von ihrer Familie nicht akzeptiert worden sein und soll ihren Vater seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr gesehen haben. Weiter versuche sie schon länger Aufmerksamkeit in der marokkanischen Öffentlichkeit zu erlangen und akzeptiert zu werden. Dieses Ziel habe sie zwischenzeitlich erreicht: Die Zahl ihrer Followers konnte sie mit dieser Aktion steigern, was wohl auch ihrem Beauty-Business in der Türkei geholfen haben dürfte. Da ihr Instagram-Account nun aber gelöscht wurde, dürfte sie dies nun arg treffen. Bislang gibt es keine konkrete Stellungnahme von Moussa. Der Schaden in der Gay Community in Marokko hat sie jedenfalls angerichtet, und der dürfte leider langanhaltend sein...