MEDIZIN: US-Regierung schliesst Spitzenlabor für sexuell übertragbare Infektionen
Um die weltweite Lage in Bezug auf sexuell übertragbare Infektionen zu überwachen, arbeitet die Weltgesundheitsorganisation WHO mit drei Spitzenlabors weltweit eng zusammen. So gibt es je eines in Australien, in Schweden und in den USA. Die US-Regierung hat nun aber beschlossen, dass Labor in den USA, welches durch das Center for Disease Control CDC betrieben wird, zu schliessen. Alle 28 Mitarbeitenden haben ihre Stelle verloren - ein enormer Verlust für die Wissenschaft.
Diese Massnahme ist nur eine von einer ganzen Reihe der Regierung Trump gegen den Gesundheitsbereich. Bereits kurz nach Amtsantritt hat das Weisse Haus verkündet, dass man aus der Weltgesundheitsorganisation WHO austreten werde. Der neue Gesundheitsminister Robert Kennedy Jr. hat zudem Kürzungen vollzogen und rund 10'000 Stellen im Gesundheitsministerium gestrichen.
Forschende und Mediziner zeigten sich schockiert über die Schliessung des STI-Spitzenlabors. Insbesondere auch aufgrund der rasanten Vorgehensweise. So wurde etwa die Webseite bereits archiviert und die Wissenschaftler:innen haben den Zugang zur Einrichtung und zu ihren eMail-Konten quasi über Nacht verloren. So seien noch immer Testgeräte mit teils gefährlichen Proben am Laufen, und Testproben aus dem ganzen Land werden noch immer angeliefert.
Führende Professor:innen des Spitzenlabors sprachen von einer äusserst kurzsichtigen Entscheidung und kritisierten das Vorgehen massiv. Gerade im Bereich der sexuelle übertragbaren Infektionen gibt es aktuell einige Herausforderungen, wie etwa die resistente Variente von Gonorrhoe, welche überwacht und besser diagnostiziert werden müssen. Es gebe zwar noch andere staatliche und private Labors, welche zumindest einen Teil der Aufgaben des Spitzenlabors übernehmen können, doch das Center for Disease Control habe sich auch auf seltenere Fälle von Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Infektionen spezialisiert.
Ina Park, eine Professorin an der UCSF School of Medicine, welche für das Labor die Richtlinien bezüglich Syphilistests überarbeitet hat, zeigte sich ebenfalls schockiert über die abrupte Schliessung. Sie hat jedoch auch Hoffnung geäussert, dass das Gesundheitsministerium seinen Fehler einsehe und die Entscheidung vielleicht wieder rückgängig mache, wenn sie erkennen, wie lebenswichtig diese Institution ist. Die aktuelle Regierung habe dies bereits in anderen Fällen gemacht.
Aus dem Gesundheitsministerium gibt es trotz der massiven Kritik bislang nicht mehr als eine allgemeine Stellungnahme, dass es derzeit zu Veränderungen beim Center for Disease Control komme. Gesundheitsminister Kennedy wolle Einsparungen vornehmen um dem amerikanischen Volk besser dienen zu können.
Die US-Regierung hat zudem auch die Finanzierung von anderen wissenschaftlichen Labors und Institutionen gestrichen oder gekürzt, darunter Einrichtungen über queere Menschen, über die Black Community oder über Frauen.