NIGERIA: Ex-Präsident überdenkt die Anti-Gay-Gesetze
Es hat einen etwas fahlen Beigeschmack: Als er die Macht hatte, wollte er wohl seine Wähler nicht vergraulen und hat eines der schlimmsten Gesetze Afrikas gegen Homosexuelle unterschrieben. Die Rede ist von Goodluck Jonathan, welcher von 2010 bis 2015 Präsident von Nigeria war und einführte, dass die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, LGBT-Organisationen, das Zeigen von Zuneigung zwischen Personen des gleichen Geschlechts, sowie die so genannte Gay Propaganda per Gesetz verboten sind. Die Strafen auf Homosexualität wurden zudem auf bis zu 14 Jahre Gefängnis gesetzt. Nur im muslimischen Norden des Landes gelten noch härtere Gesetze, da dort die Scharia wieder eingeführt wurde. Dort kann Homosexualität gar mit dem Tode bestraft werden.
Im vergangenen Jahr hat Goodluck Jonathan nun die Wahlen verloren und der Herausforderer und vormalige Staatspräsident Muhammadu Buhari konnte das Amt zurückerobern. Ob er erst jetzt einsichtig wurde, oder ob es ihm zuvor einfach nur um die Macht und die Wiederwahl ging, ist ungewiss. An einem Forum im europäischen Hauptsitz von Bloomberg in London erklärte Jonathan jedenfalls, dass alle Nigerianer die gleichen Rechte haben sollten, wenn es um Equality gehe. Wenn man eine vertiefte Debatte darüber führe, dass alle Nigerianer und auch alle anderen Bürger dieser Welt gleich behandelt und ohne Diskriminierung leben sollten, und auch mit dem klaren Verständnis dafür, dass sich die Position bezüglich der sexuellen Orientierung am Verändern ist, dann wäre es angebracht, dass auch die Anti-Gay-Gesetze überdacht werden sollten.
Die Beweggründe für diesen Sinneswandel sind ungewiss: Vielleicht strebt Jonathan auch eine mögliche Wiederwahl an, indem er nun fordert, dass sich sein Nachfolger an den LGBT Rights die Finger verbrennt, bevor er sich dann wieder selber zur Wiederwahl stellen könnte.
Homo- und Transphobie sind in Nigeria sehr weit verbreitet. Ob es daher in naher Zukunft tatsächlich einmal so weit kommen wird, dass die Anti-Gay-Gesetze zur Debatte stehen werden, bleibt somit mehr als fraglich…