POLEN: Carrefour sagt Werbekampagne bei staatlichem TV-Sender ab

POLEN: Carrefour sagt Werbekampagne bei staatlichem TV-Sender ab
Eine Carrefour-Werbung direkt neben einem LGBTI+ feindlichen Bericht: Dies war für die französische Einzel- und Grosshandelskette zu viel und deshalb hat sich das Unternehmen entschieden, die aktuelle Werbekampagne auf der Webseite des polnischen Staatssenders zurückzuziehen.

Nach Ikea wehrt sich nun mit Carrefour ein weiteres Unternehmen gegen das immer extremer werdende, LGBTI+ feindliche Klima im Land. Der französische, aber weltweit tätige Grosskonzern setzt nun ein Zeichen beim staatlichen, polnischen Fernsehsender Telewizja Polska (TVP). Auf dessen Webseite war eine Carrefour-Werbung direkt neben einem LGBTI+ feindlichen Bericht zu sehen. Ein Twitter-User machte das zweitgrösste Einzelhandelsunternehmen Europas darauf aufmerksam und die Reaktion liess nicht lange auf sich warten.

Der Twitter-User fragte Carrefour, ob sich das Unternehmen bewusst sei, dass dessen Werbegelder dazu benutzt werden um abscheulichen Hass gegen LGBTI+ zu verbreiten. Carrefour antwortete darauf umgehend und erklärte, dass dieser Inhalt die Werte des Unternehmens in keinster Weise reflektieren, und man habe sich daher entschieden, die aktuelle Kampagne von der Webseite zurückzuziehen. Auch Carrefour Polska veröffentlichte dazu eine Stellungnahme und erklärte sich gleicher Meinung: Man habe sich entschieden, keine Werbung neben Inhalten zu schalten, welche nicht die Werte von Toleranz, Respekt gegenüber Menschen oder auch Respekt gegenüber Diversität teilen. Carrefour Polska stehe als Unternehmen für die höchsten Ansprüche in Bezug auf den Respekt von Diversität bei den Kunden, Angestellten und Geschäftspartnern ein.

Beim Bericht auf Telewizja Polska (TVP), welcher auf dessen Webseite neben einer Werbung von Carrefour platziert war, wurde als Schlagzeile eine Aussage eines polnischen Erzbischof verwendet, welcher von einer „Regenbogen-Plage“ warnte. Auch sonst ist TVP bekannt dafür immer wieder Anti-LGBTI+ Rhetorik zu nutzen und zu verbreiten. So muss sich der Sender auch den Vorwurf gefallen lassen, dass er überdurchschnittlich viel Sendezeit der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit, kurz PiS, und deren Propaganda gegen die Community zur Verfügung stellt. Zudem hat der Sender mit "Invasion" auch einen Dokumentarfilm gedreht, welcher aufgrund von massiven LGBTI+ Feindlichkeiten gar durch polnische Gerichte verboten wurde.

Ob der Schritt, den Carrefour nun vollzogen hat, tatsächlich etwas an Polens Politik ändert, ist eher unwahrscheinlich, doch nach dem Fall Ikea zeigt es sich, dass die LGBTI+ feindliche Haltung der Regierung und Behörden auch immer mehr in den Fokus der internationalen Wirtschaft gerät.