POLEN: Studierende stundenlang vernommen, weil sie sich über LGBTI+ feindliche Professorin beschwerten
Die Querelen rund um Professorin Ewa Budzyńska von der Schlesischen Universität in Katowice im Süden Polens dauern bereits seit über einem Jahr und sind mittlerweile, der aktuellen politischen Situation in Polen angepasst, zu einem wahren Kampf der Weltanschauungen angewachsen. So war es im März des vergangenen Jahres als sich Studierende erstmals über die Professorin bei der Universitätsleitung beschwerten, und im Januar 2020 reichten sie schliesslich eine offizielle Beschwerde ein.
So soll sie Intoleranz fördern, Abtreibungen als Mord und Verhütung als asozial verurteilen und LGBTI+ Feindlichkeiten verbreiten. So bestehe eine normale Familie nur aus Mann und Frau, und Gender Studies, sowie Transgender würden einer kommunistischen Ideologie entspringen. Ihre Lesungen seien inkompatibel mit dem modernen, wissenschaftlichen Wissen und würden stattdessen radikale, katholische Werte promoten, schrieben die Studierenden in ihrer Beschwerde. Die Soziologieprofessorin würde zudem ihre Haltung basierend auf Fehlinformationen aufbauen.
Ewa Budzyńska kündigte ihre Stelle schliesslich aus Protest, als die Universitätsleitung eine Untersuchung ankündigte. Dass sie mit ihrer Haltung nicht zuletzt auch die Ansichten der aktuellen Regierung vertritt zeigte sich unter anderem an der Unterstützung, welche sie erhielt. Neben prominenten, erzkonservativen, religiösen Gruppierungen stellte sich auch der polnische Vize-Premierminister Jarosław Gowin in diesen Tagen demonstrativ an ihre Seite. Gowin ist zudem auch Bildungsminister und hat die Professorin bereits im Dezember 2019 erstmals öffentlich verteidigt. Via Twitter liess er nun ausrichten, dass er schon seit Beginn mit der Universitätsleitung in Kontakt sei, und er werde anfangs Woche ein neues Gesetz vorstellen, welches die Meinungsfreiheit und Forschungsfreiheit an den polnischen Universitäten garantiere. Man werde es einem extrem ideologisierten Umfeld nicht erlauben, Zensur auszuüben. Damit sind selbstverständlich die Studierenden gemeint, welche Zensur fordern, und die Haltung und Praktiken der Professorin werden dabei nicht in Frage gestellt.
Wie das Center for Monitoring Racist and Xenophobic Behaviors nun auf ihrer Facebookseite berichtet, wurden im Zuge der Ermittlungen einige Studierende auf die Polizeiwache bestellt, wo sie ohne der Angabe von Gründen während Stunden verhört wurden. Sie hätten nur erfahren, dass es etwas mit der Professorin zu tun habe. Die Studierenden seien völlig verstört gewesen und hätten geweint, denn es wurde offenbar von der Polizei mächtig Druck gegen sie aufgebaut. Es sei bei der Befragung mehr darum gegangen, die Studierenden einzuschüchtern, erklärt das Center weiter, und es sei nicht nach den üblichen Regeln bei Verhören abgelaufen.