SCHWEIZ: Die vier Gesichter für die EuroGames 2023 in Bern
Von Badminton, über Fussball bis Leichtathletik, und von Volleyball bis Schach, Quidditch/ Quadball und Roller Derby: Die Vielfalt bei den Sportarten ist fast genauso vielfältig wie die Athlet:innen, welche vom 26. bis zum 29. Juli nach Bern reisen werden um an diesem internationalen Multisport-Anlass teilzunehmen. Die EuroGames haben nun jene vier aktiven respektive ehemaligen, queeren Spitzensportler:innen vorgestellt, welche als Botschafter:innen für Vielfalt und Inklusion im Sport stehen und dem Anlass damit ein Gesicht geben werden. Zum einen sind es die beiden lesbischen Sportlerinnen Maja Neuenschwander und Christa Wittwer, sowie die beiden ersten aktiven, offen schwulen Spitzensportler Curdin Orlik und Marco Lehmann.
Christa Wittwer geniesst die bunte Durchmischung an den EuroGames, und so befürwortet die fünffache Schweizermeisterin im Speerwurf sehr, dass auch Heterosexuelle bei den Wettkämpfen antreten dürfen. Sie sei schon immer gegen Ausgrenzung gewesen. Vor ihrem Coming Out habe sie Angst vor Ausgrenzung gehabt, so Wittwer weiter, doch sie sei in die Arme genommen worden, wie eine Riesenfamilie.
Ähnlich sieht es auch Curdin Orlik, der schwule Schwinger hatte sein öffentliches Coming out im Jahr 2020. Sport verbinde, meint Orlik, und darum finde er die EuroGames Bern 2023 eine gute Sache. Im Sport spiele es keine Rolle, wer man ist und wen man liebt. Weiter will er mit seinem Engagement auch eine Vorbildfunktion übernehmen. Schwule Vorbilder habe es nicht gegeben, als er jung war, meint er weiter, und im Schwingen sowieso nicht. Dies hätte er sich damals gewünscht, und so will er diese Rolle nun übernehmen.
Als ehemalige Schweizer Rekordhalterin im Marathon freut sich Maja Neuenschwander immer wieder über neue Begegnungen. So finde sie über den Sport unkompliziert Gemeinsamkeiten mit Menschen, mit denen sie im Alltag sonst keine Berührungspunkte habe. Der Sport biete den idealen Rahmen, so Neuenschwander, um neue Begegnungen zu ermöglichen und bestehende Freundschaften zu pflegen, gerade auch zwischen queeren und nicht-queeren Menschen. Auf die Frage, weshalb ein Coming out von männlichen Spitzensportlern noch immer für viel grössere Schlagzeilen sorgt, als bei weiblichen Spitzensportlerinnen, meint Maja Neuenschwander, dass im Frauensport weniger Geld vorhanden ist, und daher sei auch die Angst vor möglichen Konsequenzen nach einem Coming out geringer.
Das Thema von schwulen Spitzensportlern würde sich auch automatisch erledigen, wenn es im Schweizer Eishockey oder Fussball ein paar offen schwule Protagonisten gleichzeitig gäbe, zeigt sich Marco Lehmann überzeugt. Der schwule Profibasketballer hatte sein öffentliches Coming out 2021 und meint, dass es ihm sicherlich ebenfalls einfacher gefallen wäre, wenn er schwule Vorbilder im Sport gehabt hätte. Der Schritt sei schlussendlich aber sehr befreiend gewesen für ihn. Er müsse kein Doppelleben mehr führen und auch sportlich sei vieles nun einfacher geworden, so Lehmann.
Gemeinsam werden die vier aktiven respektive ehemaligen Spitzensportler:innen das Gesicht der EuroGames 2023 in Bern. Für die Wettkämpfe werden insgesamt rund 3'500 Athlet:innen erwartet, welche in 27 Sportarten antreten werden. Dabei gibt es neben den klassischen männlichen und weiblichen Kategorien auch eine für nichtbinäre Teilnehmende. Die Athlet:innen dürfen sich zudem selber entscheiden, mit welcher Geschlechterkategorie sie sich identifizieren. Die Anmeldungsfrist für die EuroGames in Bern ist übrigens gestartet, und auch Du kannst Dich für den Anlass anmelden.
Es ist das erst zweite Mal, dass die EuroGames in der Schweiz zu Gast sind. Im Jahr 2000 fanden die queeren Spiele in Zürich statt.
Foto: © EuroGames Bern 2023 - Pascal-Triponez