SCHWEIZ: Diskriminierungen von Menschen mit HIV passieren im Gesundheitswesen am häufigsten

SCHWEIZ: Diskriminierungen von Menschen mit HIV passieren im Gesundheitswesen am häufigsten
Obwohl es heute sehr gute HIV-Therapien gibt und die Virenlast damit unter die Nachweisgrenze gebracht werden kann, erleben Menschen mit HIV noch immer Diskriminierungen in ihrem Alltag. Zum internationalen Welt-Aids-Tag hat die Aids-Hilfe Schweiz nun einen Bericht zu Diskriminierungen und Datenschutzverletzungen diesbezüglich veröffentlicht und wendet sich damit auch direkt an das Gesundheitspersonal.

Die Aids-Hilfe Schweiz ist die eidgenössische Meldestelle für Diskriminierungen und Datenschutzverletzungen im Zusammenhang mit HIV. Diese Zahlen werden dann im Namen des Bundesamts für Gesundheit BAG an die Eidgenössische Kommission für Fragen zu sexuell übertragbaren Infektionen (EKSI) weitergeleitet, welche wiederum mit der Aids-Hilfe zusammen nach geeigneten Massnahmen sucht, um den Diskriminierungen wirkungsvoll entgegentreten zu können.

Alleine in diesem Jahr wurden dabei 106 Fälle gemeldet, wobei mit 30 Fällen mehr als ein Drittel im Gesundheitswesen passiert sind. Mit 27 Fällen folgen die Privatversicherungen, dann die Sozialversicherungen mit 13, die Erwerbstätigkeit mit 9, auf das Kriterium Einreise/ Aufenthalt entfallen 4 Fälle und auf Strafbarkeit 3 Fälle. Die übrigen 20 Fälle sind unter diverses aufgeführt.

Vorurteile und falsche Angst, so erklärt Dr. iur. Caroline Suter, Leiterin Recht der Aids-Hilfe Schweiz, würden mitunter zur Verweigerung von Behandlungen, zu unnötigen Hygienemassnahmen oder zur widerrechtlichen Weitergabe von sensiblen Daten führen. Dies zeigen auch die gemeldeten Fälle aus dem Gesundheitswesen: Es reicht von der Verweigerung einer Dentalhygiene oder einer Haartransplantation, über höhere Zahnarztrechnungen wegen HIV, Operationen nur zu Randzeiten, bis hin zur Markierung „HIV positiv“ am Spitalbett eines Mehrbettzimmers.

Die Gründe dafür seien vielfältig, erklärt Caroline Suter weiter. Eine HIV-Infektion, und damit die Person selber, werde heute noch immer moralisch verurteilt. Davon seien auch Fachleute nicht gefeit. Zudem würden noch immer viele nicht wissen, dass praktisch alle Menschen mit HIV in der Schweiz unter erfolgreicher Therapie sind und somit das Virus nicht weitergeben können.

Um dem entgegenzuwirken richtet die Aids-Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag 2022 folgende Botschaft an Fachpersonen im Gesundheitswesen: Entspannt. Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie übertragen das Virus nicht. Es ist ihnen dabei gelungen mit den wichtigsten Organisationen im Gesundheitswesen eine Kooperation zu vereinbaren und damit über 100'000 Fachpersonen schweizweit direkt anzuschreiben, so etwa über den Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO), über die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft (SSO) und über den Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK).

Das Gesundheitspersonal leiste Tag und Nacht fantastische Arbeit zum Wohl von Menschen, hebt auch Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz, hervor. Wir rufen sie dazu auf, sich über HIV zu informieren, um gemeinsam eine Gesellschaft ohne Diskriminierung zu schaffen.

Der gesamte Bericht über die gemeldeten Diskriminierungen im Jahr 2022 findest Du hier.