SCHWEIZ: Ehe für alle: Ja, aber...

SCHWEIZ: Ehe für alle: Ja, aber...
Aus Bern kommen heute zwei Signale: Ehe für gleichgeschlechtliche Partner ist OK, die "Samenspende" für Lesben hingegen nicht. Pink Cross macht Stimmung und bittet, dass an der Urne die "richtigen" Parteien gewählt werden.

In einer Mail an die Pink Cross-Mitglieder schreibt Präsident Roman Heggli: "Ich bin verärgert, dass es so knapp nicht gereicht hat! Es stimmt mich aber auch positiv: Im Nationalrat können wir das noch ändern und tatsächlich eine vollständige Gleichstellung bei der Ehe für alle erreichen. Das geht aber nur, wenn wir die Mehrheitsverhältnisse im Parlament ändern. Und dafür müssen wir alle an die Urne!"

Wie knapp es war, zeigen diese Zahlen: Die Rechtskommission des Nationalrats hat sich mit 17 zu 7 Stimmen klar für die Ehe für alle ausgesprochen. Knapp war auch die Absage für den Zugang zur Samenspende für Frauenpaare und damit auch gegen die Elternschaftsanerkennung ab Geburt: Dieser Entscheid wurde mit 13 zu 12 Stimmen abgelehnt.

Wir haben bei Maria von Känel, vom Dachverband Regenbogenfamilien, nachgefragt, ob sie mit dem Resultat von heute zufrieden sei und auch hier: Es gibt zwei Stimmen in ihrer Brust. Einerseits freut sie sich darüber, dass die Entwicklung nach so viel Arbeit positiv ausfällt und die Aussichten für eine «Ehe für alle» gut stehen, andererseits findet sie, dass heute eine Chance verpasst wurde: "Heute hätte die Rechtkommission endlich die Gelegenheit gehabt, die komplette Gleichstellung zu markieren." Für sie bedeutet dies, dass die Aufklärungsarbeit weiter gehen muss, denn es ist dringend nötig, dass Kinder, in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ab Geburt rechtlich abgesichert und anerkennt werden können. Der heute nötige Umweg über die Stiefkindadoption ist langwierig, kostspielig und mühsam. Ebenfalls wichtig ist der Zugang zur Samenspende. Zwei Drittel der bestehenden Regenbogenfamilien sind durch Samenspende entstanden, davon die Hälfte in einer ausländischen Klinik. Das Prozedere bedeutet für die Frauenpaare jedoch ein hoher persönlicher und finanzieller Aufwand. Der heute bestehende Ausschluss ist ungerechtfertigt und überholt.

Damit die tatsächliche Ehe für gleichgeschlechtliche Paare Realität wird, müssen diese beiden Punkte in die Vorlage „Ehe für alle“ einfliessen und der Minderheitsantrag eine Mehrheit finden.

Auf politischer Ebene ist der Startschuss nun gefallen. Heute hat die vorberatende Kommission des Nationalrats ihren Entscheid bekannt gegeben und der sieht so aus: Gleichgeschlechtliche Ehepaare sollen im Grundsatz die gleichen Rechte und Pflichten haben wie Hetero-Paare. Jedoch: Um diese Gesetzesänderungen nicht zu gefährden, wurden die Altersvorsorge und Fortpflanzung ausgeklammert. Als nächstes muss der Nationalrat darüber abstimmen. Am Schluss kommt der Ständerat zum Zuge.

Pink Cross macht sich nun für die Urne stark: "Das neu gewählte Parlament wird über die Ehe für alle entscheiden. Es ist daher entscheidend, wen wir auf den Wahlzettel schreiben. Mit deiner Unterstützung können wir die vollständige Gleichstellung der Ehe erreichen!" und hat dafür einen eigenen Informationslink veröffentlicht: LINK HIER