SCHWEIZ: Zum Start des Pink Apple - Queer Filmfestival

SCHWEIZ: Zum Start des Pink Apple - Queer Filmfestival
In Zürich und Frauenfeld greift das queere Filmfieber um sich: Am 25. April fällt der Startschuss für die 26. Ausgabe des Pink Apple. gay.ch hat die beiden Co-Artistic Directors des Filmfestivals gefragt, wie sie auf die gezeigten Filme aufmerksam wurden, welches ihre persönlichen Highlights sind, und was sie in Zukunft mit dem Festival noch alles vorhaben.

Das Pink Apple ist seit Jahren ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Zürich und Frauenfeld. Mit über 80 Kurz- und Langfilmen und rund 10'000 Besucher:innen ist es das grösste queere Filmfestival der Schweiz, und als solches bietet es auch mit der 26. Ausgabe wieder einen spannenden Einblick in das LGBTI+ Filmschaffen aus der ganzen Welt.

Das Pink Apple findet in diesem Jahr vom 25. April bis zum 4. Mai in Zürich, und vom 5. bis zum 7. Mai in Frauenfeld statt. Im Vorfeld des Festivals hat gay.ch bei den beiden Co-Artistic Directors Sina Früh und Andreas Bühlmann nachgefragt, um einerseits einen Einblick in die Vorbereitungen für einen solchen Grossanlass zu erhalten, aber auch um zu erfahren, was die Zukunft für das Pink Apple noch alles bringen wird.

gay.ch: Es gibt jedes Jahr unzählige queere Filmproduktionen, welche es aber unter normalen Umständen leider nie auf die grosse Leinwand bei uns schaffen werden: Wie werdet ihr auf diese Filme aufmerksam?
Die reine Menge an Filmen mit queeren Inhalten und Figuren nimmt in der Tat von Jahr zu Jahr stets zu. Die wenigsten Indie-Produktionen schaffen aber den Weg ins reguläre Kino. Festivals, wie das Pink Apple, die sich seit Jahren explizit für die Angebotsvielfalt im Kino einsetzen, leisten in der Filmauswertung eine zentrale Funktion. Nur dank all dieser weltweit unzähligen Festivals werden viele unabhängig produzierte, auch kleinere Nischenfilme, überhaupt auf der Leinwand gezeigt. Unser Programmteam verfolgt denn auch weltweit die Filmselektionen der wichtigsten internationalen und queeren Festivals und sichtet übers ganze Jahr hinweg Filme. Der letzte grosse Teil an Filmen, inklusive vieler potenziellen Schweizer Premiere für das Pink Apple, sichten wir im Februar jeweils an der Berlinale.

Nach welchen Gesichtspunkten beurteilt ihr die Filme, welche es dann ins Programm schaffen?
Pink Apple hat den Anspruch für alle Menschen aus dem LGBT+-Alphabet Filme zu finden, die sie berühren und von denen sie sich auch angemessen repräsentiert fühlen können. Leider ist dies nicht immer möglich, dieses ambitionierte Ziel umfassend zu erreichen. Die Vielfalt an Filmen ist enorm, gesellschaftsrelevante Themen und künstlerische Aspekte sind bei der Filmauswahl sicherlich die wichtigsten Punkte, die wir berücksichtigen. Wir wollen hochstehenden Kino zeigen und dabei die Menschen zu denken anregen und in vertraute oder unbekannte Welten eintauchen lassen. Wir sind aber auch ein Festival, das auf ein zahlreiches Publikum angewiesen ist, um sich finanzieren zu können. Aus diesem Grund ist uns eine grosse Bandbreite von unterhaltsamen zugänglichen Spielfilmen bis hin zu den künstlerisch wertvollen Dokumentarfilmen, die kritisch auf die Welt blicken und Stimmen zu Wort kommen lassen, die man sonst nicht sieht oder hört sehr wichtig. Repräsentation von queeren Figuren in Spielfilmen und Protagonist:innen in Dokumentarfilmen ist wichtig, sehr viel wichtiger ist uns aber, wie authentisch diese Repräsentation ist und wer aus welchem Blickwinkel und mit welcher Motivation so eine Geschichte auf die Leinwand bringt.

Nach welchen Kriterien entscheidet ihr euch jeweils für die Schwerpunkte?
Die Fokusse am Festival lassen uns vertiefter in bestimmte Themenfelder eintauchen. Wir tun dies immer mit Panel-Diskussionen, Vorträgen oder anderen Rahmenveranstaltungen. Wir schauen mit offenen Augen in die Welt und versuchen aufgrund der über 650 Filmeinreichungen Themen zu finden, welche die queere Community bewegen und beschäftigen. So kommen jedes Jahr drei bis fünf Fokusse zustande. Speziell möchten wir den Blick jeweils auch auf eine Region oder ein Land richten und damit auf das lokale Filmschaffen und deren Produktionsbedingungen werfen. 2023 ist Schweden dieses Land, das sich damit brüsten darf, den ältesten überlieferten schwulen Spielfilm („Vingarne", 1916) produziert zu haben und schon sehr früh auch authentische trans Repräsentationen in vielen Filmen vorweisen kann. Kollaborationen mit etablierten Schweizer Festivals sind für uns ebenfalls wichtige Formen, gemeinsam thematisch kuratierte Filme zu präsentieren. Dieses Jahr hat uns dazu das Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) beim Fokus zu "Queer, Fear & Fantasy" ein grossartiges Kurzfimprogramm beigesteuert.

Ihr möchtet dem Pink Apple zu einem stärkeren Profil verhelfen: Wie möchtet ihr dies umsetzen und was ist euer Ziel dabei?
Da Filme mit queeren Inhalten den Weg auf die grossen Streaming Plattformen und grossen Festivals geschafft haben, haben kleinere Festivals mitunter Mühe, die für die Community relevanten Filme zeigen zu können. Das Pink Apple hat sich in den letzten 26 Jahren zum grössten und bedeutendsten queeren Filmfestival der Schweiz entwickelt und doch muss unser Profil immer wieder neu gedacht und weiterentwickelt werden, um den Bedürfnissen auch eines jüngeren inklusiver denkenden Publikums der Generation Z gerecht zu werden. Pink Apple bietet für unterrepräsentierte Menschen aus der queeren Community einen Safe Space und alle sind willkommen. Diesen Aspekt möchten wir weiter in der Community festigen und dazu auch Filme zeigen und Fokusse präsentieren, die diesem Anliegen entsprechen. Die Einführung des Internationalen Wettbewerbs hat auch damit zu tun, dass wir künstlerisch wertvollen, vor allem aber auch soziopolitisch wichtigen Filmen ein zusätzlichen Spotlight geben wollen, damit die Filme in der Fülle des Programmes überhaupt wahrgenommen werden.

Pink Apple veranstaltet unter dem Jahr auch die Kinoreihe Uto goes Pink: Leider wird das Uto-Kino wohl in absehbarer Zukunft geschlossen. Wisst ihr bereits wie es mit dieser Reihe weitergeht?
Die Monatsreihe Uto goes Pink läuft solange es das Uto-Kino gibt. Wir sind im Austausch mit der Arthouse Commercio Movie AG und informieren zur gegebenen Zeit, wie es mit diesem Format weitergehen wird. Zunächst richten wir all unsere Energie auf die bevorstehenden über 100 Veranstaltungen in Zürich und rund 20 Veranstaltungen in Frauenfeld.

Last but not least: Welches ist eure ganz persönliches, filmisches Highlight in diesem Jahr?
LE PARADIS von Zeno Graton über eine eindrückliche Coming of Age - Liebesgeschichte zwei inhaftierter Teenager in Frankreich. Und HUMMINGBIRDS von Estefanía Contreras und Silvia Del Carmen Castaños: die beiden jungen Filmemacher:innen fangen auf ehrliche und erfrischende Weise ihr Leben im politisch gespaltenen Grenzgebiet Texas-Mexiko ein.

Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg mit dem Pink Apple 2023!

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26. PINK APPLE - queeres Filmfestival

25. April - 4. Mai 2023: Zürich
5. - 7. Mai 2023: Frauenfeld

Vorverkaufsstart: LINK

Programm, VVK und Social Media: Programm / Tickets: Webseite Facebook
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Vorführungsorte in Zürich:
Arthouse Le Paris, Movie 1 und 2 und Picadilly 1. Vorträge und Podiumsgespräche im Kulturhaus Helferei. Verleihung des Golden Apple im Filmpodium

Vorführungsort in Frauenfeld: Cinema Luna

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Le Paradis

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