SERBIEN: Belgrade Pride verlief ohne Zwischenfälle
Es waren Tausende von Polizisten im Einsatz, welche einen Korridor für die Teilnehmer der Belgrade Pride bildeten, zudem wurden gar Helikopter eingesetzt, um die Situation auch aus der Luft überwachen zu können. Zu stark waren die Erinnerungen an die Pride 2010, als Ultranationalisten und Rechtsextreme mit roher Gewalt gegen die friedlichen Teilnehmer der Pride vorgingen und sich schlussendlich wahre Strassenschlachten mit der Polizei lieferten. Über 100 Menschen wurden damals verletzt, weil die Gegendemonstranten nicht mal davor zurückschreckten Molotow-Cocktails gegen die Pride-Teilnehmer und die Polizei zu werfen. Auch der Sachschaden, der damals in der Innenstadt entstand, war enorm. In der Folge wurden die Pride von 2011 bis und mit 2013 durch die Behörden wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Im Jahr 2014 hätte erstmals wieder eine Pride durchgeführt werden dürfen, doch wegen einer Flutkatastrophe im Land entschieden sich die Veranstalter selber die Pride abzusagen. Im vergangenen Jahr konnte die Pride aber dann erstmals ohne Verhaftungen durchgeführt werden.
On dies auch bei der diesjährigen Pride so bleiben wird, war zwar die Hoffnung aller, doch die Anzeichen liessen anderes erwarten – entsprechend nervös waren auch die Behörden. Erfreulicherweise blieb es aber friedlich und es kam zu keinen Zwischenfällen. Der Anlass genoss auch grosse Anteilnahme: So eröffnete etwa die berühmte, serbische Schauspielerin Mirjana Karanovic als offizielle Schirmherrin die Pride und sie gratulierte allen Teilnehmern für ihren Mut. Das Menschenleben sei wertvoll, und das Recht dieses frei zu leben sei nicht verhandelbar, erklärte sie vor dem Publikum. Auch der Bürgermeister von Belgrad lief als Zeichen der Solidarität gegenüber der LGBT-Community an der Parade mit, ebenso wie Bojan Pajtic von der Demokratischen Partei und Cedomir Jovanovic, Präsident der Liberal-Demokratischen Partei. Einige 100 Teilnehmer marschierten darauf gemeinsam durch die Innenstadt von Belgrad.
Das offizielle Serbien unternimmt in jüngster Zeit erste, zaghafte Schritte um die Akzeptanz gegenüber Schwulen, Lesben und Transgender zu fördern. Dies zeigte etwa die Teilnahme verschiedenster Politiker an der Belgrade Pride, aber auch die Tatsache, dass der Premierminister des Landes, Aleksandar Vučić, vor einigen Monaten einen offen schwulen Politiker in sein Kabinett geholt hat – ein historischer Schritt für dieses konservative Land. Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare bleibt aber weiterhin verboten im Land. Sollte sich das Land aber weiter der Europäischen Union anschliessen wollen, dann wird es wohl auch ein Partnerschaftsgesetz einführen müssen.