SINGAPUR: 65‘000 fordern, dass die Kriminalisierung von gleichgeschlechtlichem Sex bleibt
Angewandt wird die Section 377 nicht mehr, wie die Regierung Singapurs durch die Blume bestätigt hat, doch abschaffen wollte man den Artikel bislang auch nicht so recht. Dies führte dazu, dass zwar niemand mehr alleine aufgrund der Section 377, welche gleichgeschlechtlichen Sex verbietet, bestraft wurde, doch es kam vor, dass diese bei anderen Vergehen auch noch mitberücksichtigt wurde. Nach dem Urteil in Indien, bei welchem das Oberste Gericht vor wenigen Tagen die ebenfalls von den Engländern eingeführte Section 377 abgeschafft hat, verspürt nun auch die LGBT-Community in Singapur auftrieb und macht sich für die Aufhebung stark.
Doch es gibt Widerstand: In weniger als 24 Stunden gelang es konservativen Organisationen über 65‘000 Unterschriften zu sammeln um zu verlangen, dass die Section 377 in Kraft bleibt. Mittlerweile sind es gar bereits über 75’000 Unterschriften. Als konservative Gesellschaft mit traditionellen Familienwerten möchte man das Strafgesetz nicht verändern und bekräftigen, dass die Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau akzeptiert werden könne. Die Aufhebung der Section 377 wäre der Beginn der Normalisierung von homosexuellen Verhalten, heisst es in der Petition weiter, und damit würde der Druck durch die LGBT-Community nach mehr Rechten steigen, so wie man es in westlichen Staaten bereits habe sehen können.
Der Petition der konservativen Organisationen standen die LGBTs und ihre Allys gegenüber, welche etwas über 10‘000 Unterschriften für die Abschaffung der Section 377 sammelten. Die Petition wurde ausgearbeitet, nachdem ein Justizausschuss der Regierung das Strafgesetz des Stadtstaats überarbeitet und 169 Änderungen vorgestellt hat, mit welchen der Schutz von Minderheiten gestärkt werden kann. Die Aufhebung der Section 377 war aber, zur grossen Empörung der LGBT-Community nicht dabei. So kritisieren sie, dass die Section 377 perfekt dazu geeignet gewesen wäre, sie im Zuge dieser Reform aufzuheben.
Zahlreiche namhafte Politiker nährten die Spekulationen jedoch, dass die Section 377 als nächstes in Singapur aufgehoben werden könnte, indem sie ihren Support für das Anliegen erklärten. So forderte etwa der ehemalige Botschafter Singapurs bei den Vereinten Nationen, Tommy Koh, eine Sammelklage, wonach das Gesetz nach dem Urteil in Indien auch in Singapur aufgehoben werden soll. Ähnliches lies auch der Justiz- und Innenminister Kasiviswanathan Shanmugam durchblicken, in dem er eine mögliche Aufhebung andeutete - jedoch nur, wenn dies das Volk auch wünsche...