SINGAPUR: Enkel von Staatsgründer hat sein öffentliches Coming out

SINGAPUR: Enkel von Staatsgründer hat sein öffentliches Coming out
Er war es, der Singapur 1965 in die Unabhängigkeit von Malaysia führte, und er blieb darauf noch bis ins Jahr 1990 Premierminister. Nun hat sich der Enkelsohn von Staatsgründer Lee Kuan Yew (Bild) öffentlich als schwul geoutet - in einem Land notabene, welches gleichgeschlechtlichen Sex nach wie vor kriminalisiert. Chapeau für den Mut, Li Huanwu!

Wenn man bedenkt, dass sich Singapur noch heute äusserst schwer tut, die LGBT-Community zu akzeptieren, dass das Gesetz gegen gleichgeschlechtlichen Sex zwar offiziell nicht mehr angewendet, aber keinesfalls abgeschafft werden soll, und dass dem jährlich stattfindenden Pink Dot Festival immer neue Steine in den Weg gelegt werden, so ist das Coming out von Li Huanwu umso erfreulicher. Besonders auch, wenn man bedenkt, dass er der Enkel von Staatsgründer Lee Kuan Yew ist, welcher noch heute von allen verehrt wird und als Grundsteinleger für den unermesslichen, wirtschaftlichen Erfolg des Stadtstaats gilt.

Li Huanwu hat diesen Schritt nun via dem Magazin Out in Singapur gewagt und zwar zusammen mit seinem Partner Yirui Heng, ein 37-jähriger Tierarzt. Doch Li Huanwu liess es nicht nur bei seinem Coming out bewenden, sondern, der 31-Jährige verknüpfte das ganze zusätzlich mit einem Aufruf, dass alle das Pink Dot Festival vom 21. Juli unterstützen sollen. Das Festival ist quasi die Pride von Singapur und erlebte in den vergangenen Jahren immer mehr Einschränkungen. So wurde es Ausländern verboten, daran teilzunehmen, da der Veranstaltungsort nur den Bewohnern von Singapur offen stehen soll, und auch ausländischen Firmen wie Google, Facebook, Barclays und anderen mehr wurde es untersagt, den Event finanziell zu unterstützen. Die Rechte für LGBTs sei eine interne Angelegenheit Singapurs und Sponsoring durch ausländische Firmen gehe nicht. Bereits im vergangenen Jahr hat Li Huanwu zum Support für das Pink Dot aufgerufen, damals konnte er sich aber noch nicht zu einem Coming out durchringen.

Sein berühmter Grossvater jedenfalls hätte wohl keine Probleme mit Li Huanwus Homosexualität: Der im Jahr 2015 verstorbene Staatsgründer erklärte nämlich in einigen Interviews, dass Homosexualität eine angeborene, genetische Variation sei, denn so sei die Natur nun mal. Man kann es nicht ändern, also soll man es auch nicht bestrafen. Es gebe allerdings so grosse Hemmungen in allen Gesellschaften - Christen, Muslime, und auch bei den Hindus und bei den Chinesen. Man sei konfrontiert mit einer anhaltenden Abweichung - doch ist es wirklich eine Abweichung? Es ist eine genetische Variation. Was sollten wir also tun, so Lee Kuan Yew weiter, ich denke, es einfach ganz pragmatisch anerkennen.

Soweit ist es leider bis heute nicht gekommen, denn besonders christliche Gruppierungen wehren sich mit Vehemenz gegen die vollständige Legalisierung von Homosexualität in Singapur...