SINGAPUR: Das Pink Dot kommt nicht zur Ruhe

SINGAPUR: Das Pink Dot kommt nicht zur Ruhe
Das Pink Dot in Singapur wird immer mehr zum Opfer des eigenen Erfolgs: Durch die Grösse, welches das schwullesbische Festival in den vergangenen Jahren erreicht hat, legen die Behörden den Veranstaltern immer neue Steine in den Weg. Die neuste Massnahme: Nur noch Staatsangehörige von Singapur dürfen daran teilnehmen…

Mehrere zehntausend Teilnehmer versammeln sich jeweils im Sommer auf dem Speakers' Corner in Singapur, um am Pink Dot Festival für die Rechte der Schwulen, Lesben und Transgender einzustehen. Wie bei allen anderen Pride-Veranstaltungen weltweit, so kann auch die LGBT-Community in Singapur auf internationale Unterstützung zählen: Seien es Firmen wie Google, Facebook oder Barclays, aber auch internationales Publikum und Expats, welche am Pink Dot teilnehmen. Dies wollen die Behörden in Singapur nun nicht mehr tolerieren, und dies mit der Begründung der Einmischung von Aussen in interne Angelegenheiten. Dem Sponsoring durch internationale Firmen wurde bereits der Riegel geschoben, doch man war nicht sehr erfolgreich damit. Wie gay.ch bereits berichtete, ist die lokale Wirtschaft in die Bresche gesprungen und es konnte der nötige Beitrag zur Durchführung des Festivals gesammelt werden.

Nun haben die Behörden verlauten lassen, dass auch eine andere Regel, welche für Anlässe auf dem Speakers Corner gilt, neu strikte einzuhalten sei, nämlich, dass der Park nur den Bewohnern Singapurs offen steht. So wird neu nicht mehr unter Teilnehmern und Beobachtern unterschieden, wie das in den vergangenen Jahren geschah. So durften zuvor nur die Bewohner Singapurs aktiv an den Demonstrationen teilnehmen, Ausländern war es jedoch erlaubt, als "Beobachter" ebenfalls vor Ort zu sein. Wegen der neuen Regelung haben die Veranstalter nun verlauten lassen, dass jeder, der ans Pink Dot kommen wolle, seine Identitätskarte mitbringen müsse, damit er sich als Einwohner Singapurs ausweisen könne. Ausländer, welche gegen das Verbot verstossen, drohen laut den Behörden Geldbussen von bis zu 10'000 Singapur-Dollar, rund 7150 Schweizer Franken, respektive eine Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten.

Die neusten Massnahmen waren wohl auf den enormen Druck einer kleinen, aber umso finanzkräftigeren und mächtigeren Gruppe von religiösen Organisationen zurückzuführen, welche die Regierung in Bezug auf das Pink Dot schon lange zum Handeln auffordern. Dies nicht zuletzt, da die eigene Veranstaltung dieser Gruppierungen bei weitem nicht so viele Teilnehmer anziehen, wie das Pink Dot. Doch durch diese neuen Steine, welche dem Pink Dot in den Weg gelegt wurden, wollen sich die Veranstalter nicht unterkriegen lassen, und sie fordern alle, welche legal am Anlass teilnehmen dürfen, dazu auf, auch tatsächlich zu kommen und sich Gehör zu verschaffen. Sie sollen zudem ihre Freunde und Familien mitbringen, um ein deutliches Zeichen für die Liebe zu setzen. Um allerdings auch allen Ausländern eine Möglichkeit zu bieten, dem Festival beizuwohnen, wird das Pink Dot auch live über Facebook gestreamt, und auch auf Instagram und via Snapchat sollen im Minutentakt updates folgen. Alle sollen am Pink Dot teilnehmen können, auch wenn es nicht allen erlaubt ist, physisch vor Ort zu sein.

Das Pink Dot 2017 wird am 1. Juli im Hong Lim Park, dem Speakers Corner, stattfinden. Dieser Park in der Nähe des Financial Districts Mitten im Zentrum von Singapur steht der gesamten Bevölkerung offen, um für ihre Anliegen einzustehen. Dies ist der einzige Ort, an welchem Demonstrationen im Stadtstaat erlaubt sind.