SLOWAKEI: Kulturministerium streicht Gelder für LGBTI+ freundliches Kunstmuseum
Die Politik nimmt offenbar auch in der Slowakei immer mehr Einfluss und bricht dabei den gleichen Kulturkampf vom Zaun, wie er bereits in vielen Ländern Osteuropas geführt wird. Wie nun bekannt wurde, hat das Kulturministerium der renommierten Kunsthalle in der Hauptstadt Bratislava sämtliche Gelder für das pädagogische und künstlerische Programm gestrichen. Ein schwerer Schlag gegen die Institution.
Der Direktor der Kunsthalle, Jen Kratochvil, gab kurz darauf nicht nur seinen Rücktritt bekannt, sondern übte auch schwere Kritik am Kulturministerium. Dabei zeigt er sich überzeugt, dass queere Veranstaltungen, welche jeweils im Museum stattgefunden haben, der Grund für diesen überraschenden Kurswechsel im Kulturministerium sind.
Nachdem es 2022 zu einem Anschlag auf eine LGBTI+ Bar an der Zámocká-Strasse in Bratislava kam, bei dem zwei Menschen ermordet wurden, schloss sich die Kunsthalle ebenfalls dem Festival Slovenská Tepláreň an, welches als Gegenreaktion ins Leben gerufen wurde. In diesem Rahmen wurden einige queere Veranstaltungen durchgeführt, sowie auch Ausstellungen gezeigt, welche einen Bezug zur LGBTI+ Community haben.
Wie die Institution in einem in den Sozialen Medien veröffentlichten Post schreibt, sei man nun an einem Punkt, an dem angesehene Fachleute, Künstler, Kuratoren, Pädagogen, Wissenschaftler und Kulturschaffende mit dem Vorwurf konfrontiert sind, dass sie Werte propagieren, welche die Zukunft der Kinder in der Slowakei gefährden. Man habe durch die Massnahme des Kulturministeriums starke Gründe sich um die Unabhängigkeit und die Freiheit der Kunsthalle zu sorgen.
Die Kunsthalle wird durch den Rücktritt von Direktor Jen Kratochvil nun neu durch die Slowakische Nationalgalerie geführt, teilte das Kulturministerium mit. Dabei wirft das Ministerium der Kunsthalle vor, dass sie die historischen Chancen nicht genutzt haben, was die Programmierung, die Erwartungen der Öffentlichkeit und die finanzielle Effizienz betreffe.
Verantwortlich dafür, dass die Gelder für die Kunsthalle gestrichen wurden, dürfte wohl die aktuelle Kulturministerin Martina Šimkovičová sein. Sie arbeitete für den pro-russischen TV-Sender Slovan und äusserte sich dort mehrfach extrem LGBTI+ feindlich, so seien queere Menschen beispielsweise die perversesten der Perversen. LGBTI+ Organisationen würden zudem keinen Cent mehr vom Kulturministerium erhalten.
Weiter kennt das Kulturministerium unter Martina Šimkovičová auch keine Grenze wenn es darum geht offen gegen queere Menschen zu hetzen. So stellten sie über den offiziellen Facebook-Kanal etwa die Frage, ob das Ministerium Kulturinstitutionen unterstützen solle, bei denen Minderjährige sexuellen Darbietungen und Pride-Anlässen ausgesetzt sind. In den Kommentaren hagelte es dabei viel Kritik an diesem Vorgehen. So wurde dem Ministerium vorgeworfen, explizit den Hass gegen queere Menschen zu schüren. Zudem wurden auch Rücktrittsforderungen gegen Martina Šimkovičová laut.