SPANIEN: Stadt „adoptiert“ zwei Migranten, weil sie bei Hassverbrechen als einzige Zivilcourage zeigten

SPANIEN: Stadt „adoptiert“ zwei Migranten, weil sie bei Hassverbrechen als einzige Zivilcourage zeigten
Sie griffen ein, als andere nur zuschauten: In der spanischen Stadt A Coruña kam es 2021 zu einem äusserst brutalen, LGBTI+ feindlichen Hassverbrechen mit Todesfolge. Trotz vielen Zuschauenden waren es lediglich zwei Migranten aus dem Senegal, welche beherzt eingriffen und sich für den jungen Mann einsetzten. Nun wurden die Beiden als „Söhne der Stadt“ für ihren Mut quasi „adoptiert“.

Achtung: In diesem Artikel geht es um ein brutales Hassverbrechen.

Es war ein Hassverbrechen, welches durch seine Brutalität die spanische Öffentlichkeit schockiert und im ganzen Land zu Protesten gegen LGBTI+ Feindlichkeit führte. Im Juli 2021 wurde der damals 24-jährige Pfleger Samuel Luiz vor einem Nachtclub in der Stadt A Coruña in Galizien von einem Mann queerfeindlich beschimpft und mehrfach geschlagen. Passanten sei es aber gelungen, den Angreifer zurückzudrängen. Der Mann kehrte darauf aber mit einer Gruppe von rund einem Dutzend Männern zurück und sie schlugen den jungen Mann bewusstlos, wie eine Freundin von Samuel Luiz später erklärte. Die Verletzungen waren aber derart gravierend, dass der junge Mann wenig später verstarb.

Die einzigen Passanten, welche damals trotz sehr vielen Zuschauenden vor dem Club, eingegriffen haben, waren Ibrahima Diack und Magatte N’Diaye. Die beiden Migranten stammen aus dem Senegal und lebten in A Coruña jedoch ohne Aufenthaltsbewilligung und Papiere. Nun wurden sie für ihr Eingreifen und für ihren Mut als „Söhne der Stadt“ ausgezeichnet und somit quasi „adoptiert“.

In ihrer Rede erklärte Bürgermeisterin Inés Rey während einer Zeremonie im Rathaus, dass Diack und N’Diaye die einzigen gewesen seien, welche eingeschritten sind. Die Tatsache, dass es gerade zwei Migranten ohne Papiere waren, welche sich als einzige selber in physische Gefahr gebracht haben, um das Opfer gegen eine grausame Meute zu verteidigen, rege zum Nachdenken an und man sollte eine ganze Reihe an Lehren daraus ziehen, so Rey weiter.

Diack und N’Diaye zeigten sich sehr dankbar, aber auch bescheiden: Sie seien in ärmlichen Verhältnissen im Senegal aufgewachsen, doch ihre Familien hätten ihnen vieles mitgegeben, dass wertvoller als Geld sei, nämlich Respekt, Bildung und Werte. Sie würden sich nicht als Helden sehen, sondern sie hätten einfach gemacht, was sie für richtig hielten.

Im Prozess gegen die Täter sagten auch Diack und N’Diaye als Zeugen aus. Dabei wurden insgesamt vier Männer für den Mord an Samuel Luiz für schuldig befunden. Sie wurden zu Haftstrafen von 24 Jahren, von 20 Jahren und sechs Monaten, sowie zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die unterschiedlich langen Strafen hatten auch damit zu tun, dass einer der Täter keinerlei Empathie oder Reue gezeigt hat. Der vierte Täter erhielt eine Haftstrafe von 10 Jahren. Er hat das Opfer nicht geschlagen, aber er hat auch nicht eingegriffen und war somit am Mord mitbeteiligt.

Der Tod von Samuel Luiz schockierte das ganze Land und führte zu diversen Protesten gegen LGBTI+ Feindlichkeiten in diversen spanischen Städten, darunter auch in der Hauptstadt Madrid.

Bild: © A Coruña - Rathaus