STUDIE: Homophobie breitet sich in Ländern ohne der Ehe für alle weiter aus
Es ist eine grossangelegte Studie, welche die European Sociological Association vorgelegt hat. Nicht weniger als die Daten von 334‘000 Personen aus dreissig Staaten aus den Jahren 2002 und 2016 haben Judit Takacs und Ivett Szalma zusammen mit ihren Teams an der ungarischen Akademie der Wissenschaften ausgewertet. Dabei wurden die Teilnehmer der Studie gefragt, was sie von der folgenden Aussage halten: Schwule und Lesben sollten frei jenes Leben leben, welches sie möchten.
Dabei wurden die Antworten aus dem Jahr 2002 und dem Jahr 2016 gegenüber gestellt und mit der rechtlichen Situation für LGBTI+ in den jeweiligen Ländern verglichen. Als erstes Land der Welt haben die Niederlande die Ehe 2001 für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet, gefolgt von Belgien 2003 und Spanien 2005. So zeigte sich, dass Homophobie innerhalb der Bevölkerung stark mit jenen Staaten verknüpft ist, deren Regierungen es noch nicht geschafft haben, die Ehe für alle zu öffnen. Im Gegenzug zeigte sich, dass die Akzeptanz für die LGBTI+ Community in jenen Ländern zunahm, welche gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe ermöglichen.
Während die Akzeptanz in den meisten Länder in den vergangenen 14 Jahren anstieg, so gibt es aber auch Staaten, allesamt in Osteuropa, in denen sie zurückging. So sind Bulgarien, Litauen, Polen, Russland und die Ukraine heute intoleranter gegenüber der LGBTI+ Community als noch im Jahr 2002. Hinzu kommt, dass es die Mehrheit der Befragten im Jahr 2016 in Litauen, Russland und in Ungarn ablehnten, dass Schwule und Lesben jenes Leben leben dürfen, welches sie möchten.
Gerade in Ländern wie Polen und Russland wird aktuell auf Kosten der LGBTI+ Community Propaganda betrieben und Hass geschürt. Ein Beispiel dafür sind etwa die LGBT Free Zone-Aufkleber, welche in Polen einer Zeitung beigelegt wurden, oder eine Webseite in Russland, welche im Stil des Kinofilms Saw aufgebaut ist und zur Jagd auf LGBTI+ aufruft.
Die grösste Zunahme in Bezug auf die Akzeptanz konnte im Süden Europas beobachtet werden, dort wo gesetzliche Rahmenbedingungen für gleichgeschlechtliche Partnerschaften geschaffen wurden, so in den Ländern Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Zypern. Dort liegt die Zustimmung zur gefragten Aussage heute ähnlich hoch wie etwa in Deutschland, Österreich oder auch in der Schweiz.
Neben der Nationalität haben die Forscher der ungarischen Akademie der Wissenschaften nebenbei auch die Einflüsse der Religion und der Bildung untersucht. Dabei hat sich etwa wenig überraschend gezeigt, dass jene, welche regelmässig in ein Gotteshaus gehen, auch Schwule und Lesben weniger tolerieren. In Bezug auf die Bildung zeigte sich, dass jene, welche gebildeter sind, auch Homosexuelle eher akzeptieren.