SÜDKOREA: Südkorea hat einen homophoben Präsidenten erhalten
Südkorea, immerhin das elftreichste Land der Welt, hat nach einer politisch äusserst turbulenten Zeit, welche in der Absetzung von Staatspräsidentin Park gipfelte, einen neuen Präsidenten gewählt. Der Kandidat der Liberalen, Moon Jae-in, konnte sich deutlich gegen den Konservativen Hong Joon-pyo durchsetzen, und zwar mit 41.4 Prozent zu 23.3 Prozent. Nur wenige Stunden nach seinem Wahlsieg hat Moon nun auch bereits sein Amt übernommen.
Obwohl Moon ein ehemaliger Anwalt für Menschenrechte ist, so ist seine Bilanz in Bezug auf die Rechte der Schwulen, Lesben und Transgender äusserst schlecht. Als er während einer Live-Fernsehdebatte zwei Wochen vor den Wahlen gefragt wurde, wie er zum Thema Homosexualität stehe, erklärte er schlicht, dass er dagegen sei. Als er darauf nochmals angesprochen wurde, ob er generell gegen Homosexualität sei, meinte er schlicht: Natürlich!
Einig zeigte er sich mit seinem Gegenkandidaten Hong Jong-pyo auch bezüglich schwulen Männern im Militär: Diese würden die Armee schwächen, war ihr gemeinsamer Standpunkt. Diesbezüglich ist die südkoreanische Armee in den vergangenen Wochen und Monaten international schwer in Verruf geraten, da bekannt wurde, dass leitende Offiziere verschiedene Massnahmen ergriffen haben, darunter mit Internetsuchen, über Soziale Medien und über Dating Apps, um homosexuelle Soldaten zu finden und zu outen. Insgesamt 50 wurden auf diese Weise entdeckt, gegen 20 von ihnen wurden Anklagen wegen den Anti-Gay-Gesetzen des Militärs erhoben. Weiter unterstrichen auch beide Präsidentschaftskandidaten ihre ablehnende Haltung gegenüber der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Dass Moon jedoch keine konsequente Linie hat, zeigte etwa seine überraschende Antwort, dass er auch gegen die Diskriminierung aufgrund von Homosexualität sei. Wie seine Haltung und diese letzte Äusserung zusammenpassen, diese Antwort blieb Moon schuldig.
Verschiedene Menschenrechtsorganisationen fordern nun von Moon eine Entschuldigung und eine Korrektur seiner Haltung, welche er damals während der Debatte am Live-Fernsehen vertreten hat. So sagt etwa Jung Yol, ein Schwulenaktivist, bereits vor den Wahlen, dass Moons Äusserungen ganz klar in die Kategorie einer Hassrede fallen, und da er als Favorit für das Amt des Präsidenten gilt, würden seine Worte das Denken der Menschen beeinflussen. Nachdem Moon die Kommentare damals gemacht hat, kamen verschiedenste Aktivisten an seine Wahlkampfveranstaltungen, um mit Regenbogenfahnen gegen Moons homophobe Haltung zu demonstrieren und eine Entschuldigung von ihm zu fordern. Im Verlauf der Prostete wurden damals 13 Personen festgenommen, wie die Organisation Solidarity for LGBT Human Rights of Korea bekannt gab.