TSCHETSCHENIEN: Schwule werden in Konzentrationslager gesteckt
Tschetschenien verneint die Vorwürfe mit der Begründung, dass man niemanden verhaften und misshandeln könne, den es in der Republik gar nicht gebe. Damit verneint der Sprecher der Regierung gar die Existenz von Homosexualität in Tschetschenien. Und auch im Kreml in Moskau will man nichts von einer Säuberungsaktion wissen, welche derzeit passieren soll. Doch Berichte von verschiedensten Menschenrechtsorganisationen, welche sich nicht zuletzt auch auf Aussagen von Opfern berufen können, zeigen ein ganz anderes, äusserst schockierendes Bild.
So soll Tschetschenien ehemalige Militärgefängnisse in wahre Konzentrationslager umgebaut haben, in welche schwule Männer gesteckt werde, um sie dort auf brutalste Weise zu foltern. So sollen Dutzende von Männer etwa in Argun festgehalten werden. Es ist von rund hundert Personen die Rede, welche in der russischen Teilrepublik in den vergangenen Wochen und Monaten bereits verhaftet wurden. Mehrere Männer sollen dabei durch das brutale Vorgehen, oder die Folter gar getötet worden sein.
Einer, der aus einem solchen Camp fliehen konnte, berichtet von massiven Misshandlungen: Den Aufpassern im Lager werde gar nahe gelegt, die Insassen zu töten, sofern sie nicht einwilligen, das Land zu verlassen. Weiter sei er auf einem selber gebastelten, elektrischen Stuhl misshandelt worden, um Namen von anderen Schwulen, Lesben und Transgender aus ihm herauszupressen. Ein anderer Insasse erklärte, dass ihm die Flucht aus dem Militärhauptquartier nur deshalb gelungen sei, weil er einen tschetschenischen Polizisten bestechen konnte.
Die russische Organisation LGBT Network hat bereits bekannt geben, dass man daran sei, bedrohte Personen aus Tschetschenien zu evakuieren. Keine religiöse oder nationale Tradition oder Norm könne das Entführen oder Töten von Menschen rechtfertigen, heisst es in einem veröffentlichten Statement. Jeder Bezug zu Traditionen, um solche Entführungen gutzuheissen, sei unmoralisch und ein Verbrechen. Andere Organisationen berichten davon, dass Erinnerungen an den Holocaust wach werden, als LGBTIs ebenfalls auf diese Weise verfolgt, misshandelt und gar umgebracht wurden.
Zahlreiche Staaten haben Russland inzwischen aufgefordert, dringend zu handeln und diese Säuberungsaktionen zu verhindern. So haben etwa die Aussenminister von Grossbritannien, aus der Europäischen Union, sowie auch aus den USA bereits interveniert. Ein Sprecher des amerikanischen Aussenministeriums erklärte, dass man sämtliche Gewalt gegen Personen aufgrund deren sexuellen Orientierung oder aus irgend einem anderen Grund verurteile. Man fordere die russische Regierung auf, eine unabhängige und glaubwürdige Untersuchung einzuleiten um die mutmasslichen Tötungen und die Massenverhaftungen aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Man sei gleichzeitig sehr verwirrt über Aussagen der lokalen Behörden, welche die Gewalt gegen LGBTs entweder billigen oder gar dazu animieren, so heisst es in der Erklärung weiter.