TÜRKEI: Inhaftierter, schwuler Franzose wurde in seine Heimat überstellt
120‘000 Personen in Frankreich haben eine Petition unterzeichnet, um Staatspräsident Emmanuel Macron zum Intervenieren bei seinem türkischen Amtskollegen Recep Erdogan zu bewegen. Während dem Nato-Gipfel im Juni hat Macron das Gespräch gesucht, und seither ist Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Fabien Azoulay wurde nun am Dienstag aus dem türkischen Gefängnis nach Frankreich überstellt. Dort müsste er eigentlich seine restliche Haftstrafe absitzen, doch die französische Polizei hat bislang keine anstalten gemacht um ihn weiter festzusetzen. Sein Anwalt hat zudem angekündigt, umgehend einen Antrag zur Freilassung zu beantragen.
Das Martyrium für den heute 43-jährigen Fabien Azoulay begann während seiner Reise nach Istanbul im Jahr 2017. Er wollte sich dort einer Haartransplantation unterziehen. Während seiner Zeit in der Bosporusmetropole, bestellte er online das Betäubungsmittel GBL, ohne zu wissen, dass diese Substanz kurze Zeit zuvor von der Türkei verboten wurde. Die Ermittlungsbehörden verfolgten darauf die Bestellung und nahmen Azoulay kurzerhand in seinem Hotelzimmer fest.
Der darauffolgende Prozess dauerte gerade einmal 15 Minuten. Die Richter glaubten dem Franzosen und dessen Anwälten nicht, obwohl sie Beweise vorlegten, dass die Angaben auf der Webseite des Verkäufers veraltet waren und nichts davon zu lesen war, dass GBL in der Türkei eben verboten wurde. Azoulay wurde schliesslich zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt. Seither sass er in der Türkei im Gefängnis. Auch die Berufung brachte wenig, denn das Urteil wurde wegen guter Führung lediglich um drei Jahre und vier Monte reduziert.
Sein Zustand in Haft verschlechterte sich massiv, insbesondere, da seine LGBTI+ feindlichen Häftlinge ihm das Leben zur Hölle machten. Sie gossen ein Kessel heisses Wasser über ihn, und verursachten so Verbrennungen zweiten Grades bei ihm. Weiter kam es immer wieder zu körperlicher Gewalt und Beschimpfungen. Wie er aus dem Gefängnis zudem mitteilte, würden seine Mithäftlinge ihn dazu drängen, seinen jüdischen Glauben abzulegen und zum Islam zu konvertieren. Während seiner Inhaftierung wurde zudem im selben Gefängnis ein Syrer umgebracht, da seine Mithäftlinge herausgefunden haben, dass er schwul ist. Auch dass Azoulay darauf in ein anderes Gefängnis verlegt wurde, verbesserte die Situation kaum. In einer unsicheren Gegend gelegen, konnte ihn nun nicht mal mehr seine Eltern besuchen.
Aufgrund von schweren Depressionen und Andeutungen von Selbstmord, welche Fabien Azoulay in Briefen an seine Familie äusserte, wandten sich diese schliesslich an die Öffentlichkeit, um auf dessen Schicksal aufmerksam zu machen. Und die Mobilisierung mittels Online-Petition hat gewirkt.
Die Anwältin von Azoulay, Carole-Olivia Montenot, bedankte sich bei Emmanuel Macron für dessen Unterstützung. Sie habe zudem mit Fabien Azoulay sprechen können, und er sei glücklich wieder in Frankreich zu sein. Sie lobte zudem den Ausgang dieses Kampfes, für den die Mobilisierung der Öffentlichkeit schlussendlich entscheidend dazu beigetragen habe. Auch der französische Minister für Europäische Angelegenheiten, Clément Beaune, zeigte sich erfreut. Dies seien wunderschöne Neuigkeiten, schrieb er via Twitter, eine grosse Erleichterung und das Resultat guter Zusammenarbeit und Mobilisierung.