TÜRKEI: Schwuler Mann im Gefängnis schwer misshandelt
Er hat online in der Türkei das Betäubungsmittel GBL gekauft, und dabei nicht gewusst, dass dieses Produkt erst kurze Zeit davor verboten wurde. Er hat sogar die Website des Herstellers besucht um sicher zu gehen, doch die war leider zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf den neusten Stand gebracht worden. Die Ermittlungsbehörden verfolgten die Bestellung und nahmen Fabien Azoulay schliesslich in seinem Hotelzimmer fest. Der darauffolgende Prozess dauerte nur gerade 15 Minuten und das Urteil: 20 Jahre Haft. Das war bereits 2017, als Fabien Azoulay wegen einer Haartransplantation in die Türkei reiste, und seither sitzt er in einem türkischen Gefängnis in Haft.
Bei der Berufung wurde das Urteil im Februar 2017 lediglich wegen guter Führung auf 16 Jahre und 8 Monate reduziert. Auch die Argumentation der Anwälte, dass es sich bei der Bestellung um ein reines Versehen gehandelt habe, und die Beweise, dass die Angaben auf der Webseite veraltet waren, änderten nichts an der harten Strafe.
Der 43-Jährige ist französischer Staatsbürger mit jüdischen Wurzeln, und er ist schwul. Beides wollte er eigentlich im Gefängnis verstecken, doch wie die Anwältin von Azoulay erklärt, habe ein Mithäftling gewusst, dass er schwul sei. In der Nacht habe er ihn dann mit einem Kessel voll heissem Wasser überschüttet und ihm Verbrennungen zweiten Grades zugefügt. Azoulay habe darauf in ein Spital überführt werden müssen. Seine Mithäftlinge würden ihn zudem dazu drängen, zum Islam zu konvertieren, und er solle fünf Mal am Tag beten.
Wie gefährlich die Lage hinter Gitter tatsächlich ist, schilderte Fabien Azoulay in einem Brief. So hätten fünf Syrier einen anderen Häftling umgebracht, nachdem sie herausgefunden haben, dass er schwul ist. Er sei aufgrund der Schreie aufgewacht und habe überall Blut gesehen. Es sei schlimmer als in jedem Horrorfilm gewesen, so Azoulay. Das Opfer habe angeblich einen anderen Häftling angemacht, wodurch er wegen seiner Homosexualität im Namen Allahs mit seinem Leben bezahlen musste.
Da die Situation immer schlimmer wurde, versuchte die Familie in Frankreich zu erreichen, dass Azoulay seine restliche Strafe in seiner Heimat absitzen kann, doch das französische Aussenministerium stellte jedoch nur den Antrag auf eine Verlegung in ein anderes Gefängnis. Dies wurde gewährt, doch für Fabien Azoulay wurde die Situation noch schlimmer. Die Zustände im neuen Gefängnis waren verheerend und zudem lag es in einem unsicheren Gebiet, wodurch die Familie ihn nun nicht mehr besuchen kann. Er sei nun noch mehr isoliert, erklärt die Familie.
Um den Fall publik zu machen, hat sich die Familie nun entschieden an die Öffentlichkeit zu gehen um mittels einer Petition den Druck auf die französischen Behörden zu erhöhen. Fabien Azoulay werde einfach wie ein kollateral Schaden in Bezug die sich verschlechternden diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und der Türkei behandelt, so die Anwältin. Seine Familie fürchtet derweil weiter um das Leben von Azoulay, denn er leidet mittlerweile an schweren Depressionen und macht immer wieder Andeutungen von Selbstmord.
Mit der Petition Free Azoulay wurden mittlerweile bereits weit über 100‘000 Unterschriften gesammelt.
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